Gelsenkirchen. . Masterflex ist nach langer Durststrecke im Jubiläumsjahr wieder gut aufgestellt. Für den Aufsichtsratsvorsitzenden und Mit-Gründer Friedrich Wilhelm Bischoping führte „am Strategiewechsel kein Weg vorbei“

Das Timing bei Masterflex, fand Frank Baranowski, konnte kaum besser sein. 25 Jahre alt ist der Erler Schlauchspezialist 2012 geworden. Das Jubiläum wurde – wie berichtet – groß gefeiert. „Vor zwei oder drei Jahren“, meint der Oberbürgermeister, „wäre die Feierstimmung ganz sicher deutlich verhaltener gewesen.“ Die Aussage blieb unwidersprochen. Damals stand der Betrieb, laut Baranowski ein „Global Player mit Hauptsitz hier bei uns“, auf der Kippe.

Der börsennotierte Konzern war in schwerem Fahrwasser. Massive Verluste galt es einzudämmen, Verhandlung mit 13 Gläubiger-Banken zu führen, die strategische Umkehr vom Hightech-„Gemischtwarenladen“ mit den Sparten Oberflächenveredlung oder E-Mobilität auf das Kerngeschäft Schläuche zu vollziehen, gleichzeitig Kapital flüssig zu machen und die fürs Geschäft so wesentliche Internationalisierung fortzusetzen. Eine Mammutaufgabe, der sich der Vorstand stellte.

Der "Turnarounder des Jahres"

Erfolgreich, wie der Aufschwung und die mit der Erholung auch wieder bessern Bilanzen der letzten Jahre zeigen. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Bastin wurde dafür von einer Fachjury im September 2011 mit dem „Turnarounder des Jahres“ ausgezeichnet – ein Mittelstandspreis, der den Blick auf die gelungene Umkehr an der Willy-Brandt-Allee lenkte. Finanzvorstand Marc Becks hatte daran wesentlichen Anteil. Und wohl auch die Familie des Masterflex-Großaktionärs.

Von dort kamen die entscheidenden Signale für die nötige Kapitalerhöhung. Dass sie an die Zukunft des Unternehmens glauben, machten auch Bastin und Becks deutlich. Sie erwarben deutliche Aktienanteile. Was zwischenzeitlich ein äußerst günstiges Unterfangen war – denn der Aktienwert stürzte nach einer furiosen Startphase (mit einem Ausgabepreis von 29 Euro im Mai 2000 und einem Rekordhoch im Oktober 2005 bei 37 Euro) zwischenzeitlich ins Bodenlose. Mittlerweile hat er sich leicht erholt. Aktueller Stand Montag: 4,95 Euro.

Stolz auf die Entwicklung

„Schon vor der Krise 2008 hat Masterflex versucht, sich von getätigten Investments der Vorjahre zu trennen – zu spät“, stellt der Aufsichtsratsvorsitzende und Firmen-Mitgründer Friedrich W. Bischoping fest. Der Strategiewechsel samt Personalabbau „war kein einfacher Weg“, erinnert er sich. „Aber daran führte kein Weg vorbei.“ Und: „Wir sind stolz auf das, was aus unserer Gründung in kleinsten Verhältnissen geworden ist.“

Am 8. Oktober 1987 wurde Masterflex gegründet. Als die Firma 1994 von Herten nach Gelsenkirchen zog, hatte der Betrieb 35 Beschäftigte. Aktuell sind es am Standort rund 150 und weltweit (mit zwölf Niederlassungen) knapp 500. Der Internationalisierungskurs wird fortgesetzt. Aktuell engagiert sich das Unternehmen stark auf dem chinesischen Markt. Zudem, so der Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Bastin „entwickeln wir unseren Unternehmensauftritt wie auch unsere interne Aufstellung weiter. Denn in der globalen Welt wollen wir noch besser wahrnehmbar sein.“

Problemlöser Bastin

In Erle entstehen Spezialschläuche und Verbindungssysteme, die in der Industrie, der Medizintechnik, aber auch in Linienjets zum Einsatz kommen. „Die Ausgangslage ist klar“, sagt Bastin: „Wir verstehen etwas von Schläuchen, wir sind der Problemlöser. Das wollen wir mit unseren Hightech-Produkten ausbauen.“ Die Internationalisierung, so Aufsichtsrats-Chef Bischoping, werden „wir nicht zum Austausch von Personal Asien gegen Europa nutzen“. Made in Erle – die Treue zum Stammsitz freut Baranowski. „Ich denke, das ist gut für unserer Stadt. Und ich denke, es ist gut für Masterflex.“