Gelsenkirchen. . Auch rund fünf Monate nach dem spektakulären, drehbuchreifen Raubüberfall auf das Leihhaus Hermann Grüne in Gelsenkirchen fehlt der Polizei weiter eine harte Spur. Die Ermittler gehen von “international agierenden Tätern“ aus. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Räuber führen, winkt eine Belohnung von bis zu 60.000 Euro.
Fast auf den Tag genau fünf Monate sind ins Land gezogen. Damals, am 21. Mai 2012, ereignete sich in der Altstadt ein spektakulär durchgeführter Raub auf das Leihhaus Hermann Grüne, der Stoff für Drehbücher liefern könnte. Trotz intensiver Ermittlungen, die nach wie vor laufen, konnte die Polizei bis heute keinen Tatverdächtigen feststellen.
Spuren werden verglichen
„Nach den bisherigen Ermittlungen und dem vorliegenden Tatmuster gehen unsere Beamten von international agierenden Tätern unter Beteiligung einer lokal ansässigen Person aus“, fasst Polizeisprecher Guido Hesse im WAZ-Gespräch die bisherigen Erkenntnisse zusammen und lässt auch nicht unerwähnt, dass die seinerzeit gesicherten Spuren an der Weberstraße immer wieder mit denen anderer Tatorte verglichen würden, an denen es zu ähnlichen Raubzügen gekommen sei.
Was damals geschah:
Gegen 12.15 Uhr überfielen fünf bewaffnete und maskierte Täter das Leihhaus. Sie fuhren mit zwei Fahrzeugen, einem silbergrauen BMW X 5, und einem weißen Mercedes Sprinter (der BMW wurde zuvor in Buer, der Sprinter in Bottrop gestohlen), direkt vor das Gebäude. Die Täter legten eine Leiter vom Dach des Sprinters an das Haus und gelangten so auf einen Vorbau. Durch ein offenes Fenster in der ersten Etage, es war ein sehr warmer Tag, stiegen die Täter ein. Alle trugen weiße Maleranzüge mit Kapuzen und verdeckten ihre Gesichter mit Staubmasken, außerdem trugen sie Handschuhe.
Die Täter bedrohten die Angestellten mit Schusswaffen, forderten sie auf, sich auf den Boden zu legen und verlangten Geld. Aus den Tresoren entwendeten sie Bargeld und Schmuck in einer nie genannten Höhe; dass es sich nicht um eine Kleinigkeit handelte, belegen die später aufgerufenen Belohnungen in Höhe von 10 000 Euro durch das Leihhaus Grüne und bis zu 50 000 Euro von einer Versicherung.
Hubschrauber eingesetzt
Nach dem Raub flüchteten die Täter über das Treppenhaus des Gebäudes, setzten den Sprinter mittels eines Beschleunigers in Brand. Ihre Flucht setzten sie in dem BMW X 5 fort. Sie rasten von der Kirchstraße über die Ringstraße weiter in Richtung Friedhof. Aufgrund ihrer Bewegungen schätzen die Opfer die Flüchtenden auf etwa 25 bis 30 Jahre. Zur Fahndung, die erfolglos verlief, hatte die Polizei auch einen Hubschrauber eingesetzt.
Der X 5 wurde bereist in der Nacht zum 22. Mai gefunden. Er wurde auf einem verwaisten Hinterhof der Wanner Straße 134 in Bulmke abgestellt. Dort wechselten die Täter offenbar auf ein anderes Fluchtfahrzeug.
Verdächtige festgenommen
Am 22. Juni schließlich wurden mehrere der Tat dringend verdächtige Personen mit Hilfe von Spezialeinsatzkräften festgenommen; auch umfangreiches Beweismaterial sei gefunden worden, berichtete die Polizei damals. Die Verdächtigen bestritten eine Beteiligung und wurden wieder freigelassen, die Auswertung des Beweismaterials ergab keine neue oder heiße Spur, wie Guido Hesse heute weiß.
„Dennoch erhoffen wir uns neue Erkenntnisse und Hinweise, wenn die WAZ das Thema jetzt wieder aufgreift“, so der Polizeisprecher weiter. Vor allem auf das Phantombild setzen die Ermittler, die bei Hinweisen unter bestimmten Umständen auch Vertraulichkeit für Zeugen zusichern. Hesse: „Vielleicht können wir ja auf diese Weise und angesichts der Belohnungen noch einmal etwas bewegen und Druck auf Täter und Mitwisser erzeugen.“