Gelsenkirchen. Auf dem Preuteplatz in der City informierte die Gelsenkirchener Polizei Passanten über Einbruchssicherheit. Fallzahlen steigen dramatisch.

Ein Mann setzt einen großen Schraubenzieher an, stößt ihn durch die Gummierung. Unterhalb des Fenstergriffes hebelt er einmal kräftig, dann das gleiche nochmal an der Oberseite des Fensters und sanft schwingt es auf. Keine fünf Sekunden hat er dafür gebraucht.

Er braucht nur noch hindurchzuklettern und kann sich in aller Seelenruhe nach Wertsachen umsehen. Zum Glück ist der Mann kein Einbrecher, sondern Kriminalhauptkommissar Artur Pollner. Auf dem Preuteplatz zeigte er interessierten Bürgern am Donnerstag, wie man sich gegen Einbrüche schützen kann.

Und die Bürger in der Gelsenkirchener Einkaufsstraße staunen nicht schlecht. „So schnell geht das? Das schützt ja gar nicht“, entfährt es einem. Einer anderen Frau klappt nur die Kinnlade nach unten, so erschrocken ist sie über die Schnelligkeit, mit der ein Einbrecher durch ein eigentlich verschlossenes Fenster kommen kann.

Notwendige Schocktherapie

Und diese Art der Schocktherapie ist dieser Tage ganz besonders notwendig. Denn die Fallzahlen der Wohnungseinbrüche sind nach „ruhigen“ Jahren in 2012 in Gelsenkirchen wieder explodiert. „Prognosen sagen, dass wir zum Ende des Jahres die 1000 überschreiten. Wenn es tatsächlich so kommt, entspräche das einer Steigerung von rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Hauptkommissar Jürgen Fleischmann. Und so freut es ihn und seine Kollegen, dass sich viele, viele Gelsenkirchener Bürger auf dem Preuteplatz haben beraten lassen.

„Der Faktor ‘Zeit’“, erklärt Pollner den Passanten, „spielt für die Täter eine ganz entscheidende Rolle. Man sagt, dass nicht mehr als fünf Minuten aufgewendet werden, um ein Fenster zu öffnen“. Die Gruppe geht zum zweiten Anschauungsobjekt. Und wieder setzt Pollner den Schraubenzieher an, stößt ihn durch die Gummierung. Er hebelt mit aller Kraft, versucht es an mehreren Stellen. „Das ist ein einbruchshemmendes Fenster“, erklärt der Fachmann. Mindestens 15 Minuten lang soll es auch härtesten Angriffen der Langfinger widerstehen. Der Trick: Sogenannte Pilz-Zapfen sind rundum angebracht. Sie lassen sich nicht aus der Verankerung hebeln.

Scheiben werden nicht eingeworfen

Was aber, wenn Täter die Scheibe einschmeißen? „In aller Regel tun sie das nicht. Nur bei einem geringen Prozentsatz der Einbrüche ist so vorgegangen worden. Das macht zu viel Lärm. Außerdem laufen sie dann Gefahr, sich an Scherben zu verletzten“, weiß Pollner.