Gelsenkirchen. . Seit fünf Jahren vertraut Renate Piechotka (74) auf ihren Rollator. Anfangs hat sie sich damit auf der Straße geschämt. Heute geht sie damit wie selbstverständlich zum Einkaufen oder zur Apotheke.

Seit fünf Jahren benutzt Renate Piechotka (74) aus der Altstadt einen Rollator. „Anfangs habe ich mich damit geschämt“, sagt sie. Sie wollte stattdessen lieber am Stock laufen, aber das ging nicht. „Schlecht für den Rücken“, sagt die Seniorin, die erstaunlich flott mit ihrem Gehwagen unterwegs ist. „Ich kann schon gar nicht mehr ohne“, lacht sie.

Heute sei ein Rollator ja auch gar nicht mehr so exotisch wie etwa vor fünf Jahren noch. „Im Bekanntenkreis sind wir zu viert oder zu fünft damit“, sagt Renate Piechotka. Da könne ein gemeinsamer Friedhofsbesuch, wenn sie und ihre Freundinnen die Gräber der Männer besuchen, schon mal in Fachsimpeleien enden. Alle Frauen benutzen den gleichen Wagen. Das Modell wiegt knappe zehn Kilogramm. „Es gibt noch schönere und leichtere, aber das will ich noch nicht. Vielleicht später.“

Operation an der Wirbelsäule

Angefangen hat die 74-Jährige mit dem Rollator ihres Mannes, der bettlägerig war, bevor er schließlich vor fünf Jahren starb. Vorher brauchte sie keine Gehhilfe, aber dann wurde sie an der Wirbelsäule operiert. Ihr Spinalkanal war kaputt, zwei Teile aus Titan sorgten für Abhilfe. Ein halbes Jahr lang hatte sie nach der OP noch Schmerzen. Dann wurde alles besser.

Der Weg von der Hiberniastraße in die Innenstadt bereitet Renate Piechotka keine Probleme. Mit dem Rollator erledigt sie Einkäufe, geht zum Bäcker, zur Apotheke. Größere Einkäufe erledigt ihr Sohn für sie. „Ein kleines Röstbrot, geschnitten, wenn’s geht“, gibt sie an der Bäckertheke ihre Bestellung auf, nachdem sie die Feststellbremse arretiert hat. Das Brot packt sie rasch in ihre Einkaufstasche, die im Drahtkorb der Gehhilfe liegt. Dann nimmt sie das Wechselgeld entgegen, verstaut es im Portemonnaie. Sie löst die Bremse, Einkauf erledigt.

„Die Bremsen sind manchmal locker, die muss ich dann anziehen lassen. Das kann ich nicht alleine“, sagt Renate Piechotka. Bürgersteige stellen für die 74-Jährige kein Hindernis dar. Alles eine Übungssache, sagt die Seniorin. „Bordstein runter ist immer schlechter als rauf. Man meint, man fällt über den Rollator drüber.“

Ihren alten Rollator – den von ihrem Mann – hat die Witwe kaputt gefahren, wie sie selber sagt. Weil sie etwas zu Schweres in den Korb gelegt habe, habe sie den Korb selber und die Räder des Gehwagens ruiniert. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie nicht unbedingt einen neuen in Betracht gezogen. „Aber mein Arzt hat gesagt, dass ich einen brauche.“

Mit ihrem Rollator ist Renate Piechotka rundum zufrieden. Mit dem ihres Mannes habe sie sich mal böse die Finger eingeklemmt, als sie ihn zusammenklappen wollte. Mit ihrem aktuellen Modell ist ihr das noch nicht passiert. Für die 74-Jährige steht fest: „Der Rollator ist für mich ein großes Hilfsmittel.“