Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen leben bereits 4000 Menschen mit dementieller Erkrankung. Tendenz steigend. Das Forum Demenz will die Krankheit mit all ihren Facetten mit einer Kampagne in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, um zu informieren und Barrieren abzubauen. Mitstreiter sind noch jederzeit willkommen.

Was ist bloß mit Großmutter los? Von Natur aus herzensgut, ist sie aus unerklärlichen Gründen plötzlich manchmal richtig gemein, behauptet, der Enkel hätte den Sparstrumpf unter der Matratze geklaut.

Und warum geht der ältere Mann auf dem Friedhof an den Gräbern entlang, pustet alle Kerzen aus und sammelt sie sorgfältig ein? Wieso steht die Frau dort mitten auf dem Marktplatz und weiß nicht mehr, wie sie nach Hause kommt? Die Antwort ist einfach, für Betroffene und deren familiäres Umfeld allerdings äußerst bedrückend: Demenz.

Nach aktuellen Schätzungen leben zurzeit etwa 4000 Menschen mit dementieller Erkrankung in Gelsenkirchen. Die Tendenz vor dem Hintergrund des demografischen Wandels: steigend. Das Forum Demenz, ein Zusammenschluss von professionell im Bereich Demenz tätiger Gruppen und Einrichtungen (Ärzte, Krankenhäuser, Infocenter Seniorennetz, Awo-Migrantenzentrum, Fachstelle Demenz der Caritas, Alzheimer Gesellschaft und weitere) macht es sich längst zur Aufgabe, das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

Lebensqualität verbessern

Strukturen in allen gesellschaftlichen Bereichen verändern, Bewusstsein wecken, einen unbefangenen Umgang mit Erkrankten ermöglichen, das sind Ziele des Netzwerks, die das Forum unter das Motto stellt: GE-meinsam leben mit Demenz. Erreicht werden soll auch, durch inklusive Angebote die Lebensqualität von Menschen mit Demenz nachhaltig zu verbessern.

Was im Herbst 2010 mit der Fachtagung „Lebenswert mit Demenz“ angefangen hat, wird im kommenden Jahr mit einer einwöchigen Kampagne (1. bis 7. Juni) fortgesetzt. „Wir wollen Leute erreichen, insbesondere die Menschen, die im weitesten Sinne mit dementiell Erkrankten zu tun haben“, sagen die Sprecher des Forum Demenz, Ingrid Wüllscheidt (Alzheimer Gesellschaft), Marita Ingenfeld (Fachstelle Demenz der Caritas) und Privat-Dozent Dr. Elmar Busch (Evangelische Kliniken GE).

Facettenreiche Erscheinungsweise 

Dabei reicht das Spektrum der Zielgruppe von Betroffenen selbst über pflegende Angehörige, Behördenmitarbeiter, Polizei, Feuerwehr, Sport- und Freizeiteinrichtungen bis hin zu Kirchen, Handel und Pflegepersonal in Altenheimen und Krankenhäusern. Denn auch hier, meint Dr. Busch, müsse durchaus noch vieles verbessert werden.

Marita Ingenfeld bringt es so auf den Punkt: „Die Dinge müssen für dementiell Erkrankte einfacher werden. Wir müssen uns alle zusammentun, damit sich etwas verändert.“ Ein weiteres Anliegen des Forums ist, über das in seiner Erscheinungsweise facettenreiche Thema Demenz differenziert zu informieren.

Sponsoren sind willkommen

Auf dem Weg zu einer „Kultur der Aufmerksamkeit“ heißen die Aktiven vom Forum Demenz neue Mitstreiter immer willkommen. Zum Beispiel bei der nächsten Ideenwerkstatt am 13. November (10 bis 14 Uhr) in den Räumen der VHS. „Da können noch neue Leute einsteigen. Auch solche, die Fragen zum Thema Demenz haben“ sagt Ingrid Wüllscheidt. Die Ideenwerkstatt ist sozusagen die Programmschmiede für die Kampagne 2013, für die bei vorweg gegangenen Werkstatt-Treffen bereits ein vorläufiges Programm „geschmiedet“ wurde.

Demnach wird es am 1. Juni zum Auftakt eine große Kulturveranstaltung unter dem Motto „Rock gegen Demenz“ geben. „Neugier wecken“ ist der Informationstag rund um das Thema Demenz überschrieben. „Kunst trotz(t) Demenz“ heißt es an einem anderen Tag, an dem gezeigt wird, wie Musik und Kunst Kräfte mobilisieren können. Und bei der Veranstaltung „Geboren auf Kohle, der Ruhrpott erinnert sich“ will man gemeinsam mit Erkrankten Freude an der Vergangenheit im Revier wecken. Um die Aktion finanziell zu stemmen, sind auch Sponsoren gern willkommen.

Kontakte zum Forum über das Seniorennetz

Weitere Zielgruppen der Kampagne 2013 sind neben Betroffenen und Angehörigen Nachbarschaften und Quartiere, Kinder, Jugendliche, Vereine und Gruppen. Natürlich auch Einrichtungen und Dienste des Gesundheitswesens und der Altenhilfe. Die Kontaktstelle des Forum Demenz ist das Gelsenkirchener Seniorennetz und dort namentlich Martina Mail, Maelostraße 8. Sie ist unter 3 60 21 03 zu erreichen. Weitere Info im Internet auf www.forum-demenz-gelsenkirchen.de.