Gelsenkirchen. . Der Gelsenkirchener Graffiti-Künstler Beni Veltum hat für ddie Bahnfreunde Bismarck eine alte Lok bemalt.
Das Besprühen von Zügen gilt als Königsdisziplin der Graffiti-Szene. Legal ist das nicht. Gleich eine komplette Lok bemalt zur Zeit Gelsenkirchens Graffiti-Künstler Beni Veltum. Mit Erlaubnis. Die Bahnfreunde Bismarck haben den Sprayer um ein neues Federkleid für ihre „Blaue Eule“ gebeten. Veltum willigte ein und greift in seiner Freizeit zur Dose. Das Geld für das Material kommt von einem Sponsor. Die Lok ist auch ein Abschiedsgeschenk an seine Heimat.
„Ihren Namen hat die Lok mitgebracht“, berichtet Paul Lindemann, Vorsitzender des Vereins „Freunde des Bahnbetriebswerk Bismarck“. Vor 10 Jahren kam die Lok von einem Mineralölkonzern zum Ringlokschuppen nach Bismarck. „Alle Öl-Tanks waren dort blau gestrichen, die hatten schlichtweg Farbe über“, schmunzelt Lindemann über den Namen. Anfangs sei er wegen der wenig spektakulär anmutenden Lok belächelt worden. „Heute sind wir damit der King“, sagt Lindemann stolz.
Bahnerlebniswelt ist das große Ziel
Erst letzte Woche seien neugierige Bahnfans aus Hamburg vorbei gekommen. Das Besondere: Die so genannte „L 1“ aus dem Jahr 1934 war eine der ersten Dieselloks der Firma Krupp. Wenn Lindemann einen Sponsor findet, ist der Koloss sogar fahrtüchtig. „Nur die Batterien müssen ausgetauscht werden, das kostet aber 500 Euro.“
Das neue Gewand verpasst Benjamin Veltum, der den Künstlernamen „Beni“ mittlerweile im Personalausweis trägt, kostenlos. „Was gibt es besseres, als in einem Museum ein Kunstwerk zu haben?“, fragt der 25-Jährige. Bis das Bahnwerk zum Touristenmagnet wird, ist es aber noch ein langer Weg. Paul Lindemann und seine Mitstreiter haben viele Ideen. Radwanderer könnten in Waggons übernachten, Konzerte im Ringlokschuppen stattfinden und die alten Signalanlagen als interaktives Erlebnisfeld zum Leben erweckt werden. In der Vergangenheit sind viele potenzielle Investoren vorstellig geworden. „Alles heiße Luft“, schimpft Lindemann.
Hilfe von der Bahn oder dem Regionalverband Ruhr als Eigentümer gibt es nicht. Als Faustpfand hat Lindemann den Denkmalschutz, unter dem Gebäude und Gleisanlage stehen. „In der Sache wird der RVR demnächst von uns hören.“ Wenn der Rentner von den zahlreichen Loks, die in Bismarck eine Heimat gefunden haben, spricht, nennt er sie liebevoll die „rollenden Industriedenkmäler des Reviers“. Die müssten erhalten bleiben. „Das sind doch die Arbeitspferde unserer Väter.“ Das Ziel ist eine Bahnerlebniswelt.
Einen Teil trägt Beni Veltum mit der „Blauen Eule“ bei. „Hier kann ich mich richtig austoben“. Seit Ende 2011 lebt er von Auftragsarbeiten. In Gelsenkirchen erfreuen beispielsweise seine Bilder der Stadt die Fußgänger der Unterführung Overwegstraße. Beni hat Kunden in ganz NRW. Und darüber hinaus: In Barcelona gestaltet er Messestände, in Georgien eine Disco. Um Kunden besser anfahren zu können zieht er bald nach Kettwig. Seine Räume in der ARTSpraxis hat er schon gekündigt. Die „Blaue Eule“ ist also auch ein Abschiedsgeschenk. „Ich bleibe der Stadt aber erhalten, einmal Gelsenkirchen, immer Gelsenkirchen.“ Die Lok ist am 9. September beim „Tag des offenen Denkmals“ zu sehen.
Neue technik im Einsatz: Das Graffiti in Bildern
Dokumentiert hat Beni die Lok-Gestaltung mit Kopf- und Handkameras. Das Resultat gibt es auf www.graffiti-buero.de 20 Kilogramm Farbe hat der Künstler in 24 Stunden Arbeitszeit für die Lok verbraucht.