Gelsenkirchen. Die Anwohner am Grawenhof können ihre Gärten nur noch zum Teil nutzen, weil sie unter Wasser stehen. Die Stadt will ihnen helfen.
Wenn Hans Meseck durch seinen Garten geht, dann muss er dabei höllisch aufpassen, keine nassen Füße zu bekommen. Was er aber in jedem Fall bekommt, ist ziemlich tief sitzender Frust, denn sein Garten gleicht einem Feuchtbiotop.
Seit 25 Jahren wohnt Meseck mit seiner Familie in einem Haus in der schmucken Zechensiedlung Grawenhof in Heßler und seit vier Jahren heißt es dort regelmäßig „Land unter“. „Einige Anwohner in Horst haben ja schon lange Probleme mit dem steigenden Grundwasserspiegel. Jetzt hat es uns in Heßler auch erwischt“, sagt Meseck. Gerade einmal 30 Zentimeter tief könne man graben, wenn man einen neuen Baum pflanzt. „Dann steht der unter Wasser. Gießen fällt aus“, sagt Meseck. Den Humor hat er noch nicht verloren, doch eigentlich ist es viel schlimmer. Die Pflanze hat keine Überlebens-Chance, sie ertrinkt förmlich.
„Ohne Gummistiefel geht bei mir nichts mehr“, sagt Michael Gollan. Mit viel Aufwand hat Mesecks Nachbar seinen Garten gestaltet. Ein gemauertes Gartenhaus für die Gartenpartys und Treffen mit Nachbarn, ein Holzschuppen für Geräte und eine kleine Sonnenterrasse gehören dazu. Bei Gollan ist es aber besonders schlimm, knöcheltief watet man durch das Wasser, wenn man nur wenige Meter in den Garten hineingeht.
Regelmäßig abgepumpt
Ein Haus weiter das gleiche Bild. Dagmar Beckers Garten ist ohnehin ein kleiner Zoo, auf Amphibien wollte sie sich aber eigentlich nicht spezialisieren. In zwei großen Volieren zwitschern Kanarienvögel, der Boden aber ist feucht. Dahinter steht ein Stall für Hühner. „Die müssen bald zu Enten werden, wenn das so weiter geht“, ist Dagmar Becker besorgt um ihre Tiere.
Und unter der Laube entspringt ein Fluss. Zurück im Garten der Mesecks: Unter der Laube der Nachbarin entspringt ein kleiner Strom, der durch alle Gärten fließt. „Die Laube dürfte unterspült sein, obwohl dort Tanks sind und das Wasser immer wieder abgepumpt wird“, sagt Meseck.
Angst um die Bausubstanz
Hilfe haben die Anwohner bislang nicht erhalten. Das liegt auch daran, dass es sich komplett um Privatgrund handelt. Auch das Kanalnetz gehört der Siedlergemeinschaft. Trotzdem verspricht die Stadt zu helfen. „Unsere Experten von Gelsenkanal stehen den Anwohnern zur Seite. Wir werden uns stark machen, die Ursachen zu finden“, sagt Stadtsprecher Oliver Schäfer.
Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich das Wasser längst seine Wege auch unter den mehr als 100 Jahre alten Häusern gesucht hat. „Natürlich haben wir Angst, dass die Bausubstanz der Häuser angegriffen ist“, sagt Meseck. Gerade mal in der Hälfte des Jahres können die betroffenen Anwohner ihre Gärten nutzen und das nur, wenn es lange trocken war. Ihren Humor hat aber auch Dagmar Becker noch nicht verloren. „Wenn sich nichts ändert, bieten wir eben Kneipp-Kuren in unseren Gärten an.“ Das Lächeln hält aber nicht lange. Vielmehr klingt es schon nach Galgenhumor.