Gelsenkirchen/Gladbeck. Schalkes Julian Draxler hat am Donnerstag das Zeugnis der Fachhochschulreife an der Gesamtschule Berger Feld aus den Händen von Schulleiter Georg Altenkamp erhalten. Für das Nachwuchs-Talent legten die Lehrer einige Kreativität an den Tag, um den 18-Jährigen zum erfolgreichen Abschluss zu bringen.
Seine Erleichterung wollte Julian Draxler nicht verbergen. Obwohl er längst wusste, dass er sein Fachabitur in der Tasche hatte, lächelte er und atmete einmal tief durch, als er sein Abschlusszeugnis in den Händen hielt. An der Gesamtschule Berger Feld, im Schatten der Arena, beendete er eine Schul-Karriere erfolgreich, die im Januar 2011 eine kleine Delle bekam.
Damals war noch Felix Magath der starke Mann auf Schalke und der überzeugte die Eltern des damals noch 17-Jährigen, das Heisenberg Gymnasium in seiner Heimatstadt Gladbeck zu verlassen und sich voll auf den Fußball zu konzentrieren. In den Medien bekam der ehemalige S04-Trainer dafür Schelte und auch der DFB reagierte. Nur wenige Tage später war Julian Draxler wieder Schüler, diesmal an der Gesamtschule Berger Feld, einer Eliteschule des Fußballs, und konnte so Profifußball und Schulausbildung unter einen Hut bringen.
"Wir legen Wert darauf, dass hier kein Starkult entsteht"
„Ich bin Schule und Verein sehr dankbar, dass man es mir ermöglicht hat, meinen Schulabschluss hier zu machen“, sagte Julian Draxler. Noch einmal wurde aus dem Fußballprofi Julian Draxler für anderthalb Jahre der Schüler Julian Draxler – einer von 1346 an der Gesamtschule Berger Feld. „Wir legen Wert darauf, dass hier kein Starkult entsteht. Schalke-Anziehsachen sind nicht erwünscht. Die Schüler, die zugleich auch für Schalke 04 spielen, sollen hier ganz normale Schüler sein“, erklärte Schulleiter Georg Altenkamp. Dem zurückhaltenden Jungprofi wird das mehr als recht gewesen sein. „Die Kleinen wollten in der ersten Zeit natürlich ein paar Autogramme haben, aber für die Oberstufen-Schüler gibt es einen extra Bereich und da ist es ruhiger.“
Klausur beim Direktor zu Hause
Trotzdem, so ganz ohne „Extrawürste“ ist eine Schullaufbahn für einen Jungprofi nicht zu schaffen. Arthur Preuß ist der Fußball-Koordinator an der Schule und stellt die Stundenpläne der jungen Kicker zusammen. „Ich bekomme sonntags die Trainingspläne für die kommende Woche und kann so einen abgestimmten Stundenplan zusammenstellen“, erläuterte er.
Das heißt, dass die Schüler das Vormittags-Training besuchen können und trotzdem durch spezielle Fördermaßnahmen den Unterrichtsstoff nicht verpassen. „Das System des DFB ist ausgefeilt und funktioniert exzellent. Es wird großen Wert darauf gelegt, auch die Persönlichkeit auszubilden. Das System ist absolut ganzheitlich“, so Georg Altenkamp.
Englisch und Sport als Leistungskurse
Für Julian Draxler, der Englisch und Sport als Leistungskurse belegte, legten die Lehrer zudem besondere Kreativität an den Tag. Eine Klausur schrieb er gar an einem Sonntagmorgen beim Direktor Zuhause. „Eine Französisch-Klausur war das“, erinnerte sich Draxler. „Zwei minus. Hat also funktioniert“, ergänzte ein lachender Georg Altenkamp.
Mit Training, Schule und Förderstunden kämpfte sich der 18-Jährige Fußballer durch eine Arbeitswoche mit mehr als 50 Stunden. „Wir sind stolz auf Julian, dass er das so durchgezogen hat. Das war eine grandiose Leistung von allen Beteiligten. Die Nähe der Schule zum Verein ist absolut sensationell und wir sind glücklich, dass wir solche Leute um uns wissen“, lobte Schalke-Manager Horst Heldt.
Keine Teilnahme an Abschlussfahrt
Auf den obligatorischen Abschluss-Urlaub mit den Schul-Kumpels unter spanischer Sonne muss Draxler aber verzichten. Sonderurlaub gibt es nicht. „Er macht doch in Donaueschingen jetzt erstmal Urlaub“, flachste Horst Heldt. Ob Huub Stevens das Schalker Trainingslager an der Schweizer Grenze tatsächlich zum Ferienparadies machen wird, ist da doch mehr als fraglich.