Gelsenkirchen. Es mag ein Einzelbeispiel dafür sein, was einer Mieterin und den neuen Häusle-Besitzern bei der Privatisierung von Immobilien passieren kann. Aber das Beispiel aus der Zoo-Siedlung dokumentiert, wovor sich die Mieter in Flöz Dickebank fürchten, wenn Häusser-Bau auch hier einsteigen sollte.

Ohne Häusser-Bau wäre sie niemals auf die Idee gekommen, an einen Auszug aus ihrer Mietwohnung auch nur zu denken. Seit 46 Jahren lebt die heute 67-jährige Mieterin in der Zoo-Siedlung.

Jetzt ist sie gezwungen, einen Wohnungswechsel in Betracht zu ziehen. Das Haus im sogenannten „äußeren Ring“ der Siedlung in der Nachbarschaft der Zoom-Erlebniswelt ist im März verkauft worden.

Beide von falschen Voraussetzungen ausgegangen

Seither gibt es Probleme – auf beiden Seiten. Weil sowohl die Käufer, ein Gelsenkirchener Ehepaar, als auch die Mieterin offensichtlich von falschen Voraussetzungen ausgegangen sind: Die neuen Besitzer waren überrascht, dass die Mieterin keinesfalls beabsichtigte, die Wohnung in dem Zweifamilienhaus umgehend leer zu ziehen – die Mieterin ihrerseits war erstaunt, als am 21. März ein Mann vor ihrer Tür stand und fragte, ob er mal in ihren Keller gehen dürfe.

Gesehen hatte sie ihn schon mal – bei einer Besichtigung im Februar. „Zwischenzeitlich waren immer mal wieder potenzielle Käufer mit Häusser-Bau-Leuten da. Aber ich wusste ja nie, mit welchem Hintergrund. Eigenbedarf oder Kapitalanlage?“ Nun, der Mann entpuppte sich als neuer Besitzer. Der ihr bereits Tage später anbot, den Container mit zu benutzen für Dinge, die sie in ihrer neuen Wohnung nicht mehr brauche ... Für die Mieterin erklärte sich so im Nachgang, warum die Maklerin von Häusser-Bau am 1. März darauf gedrängt hatte, einen Mietaufhebungsvertrag zu unterzeichnen.

"Ich hatte das so nicht gewollt“

Nun herrscht in dem Haus, vorsichtig gesprochen, kein prima Klima. Vorläufiger Höhepunkt des Stimmungstiefs: Die neuen Eigentümer haben umgehend mit Umbauarbeiten im Erdgeschoss begonnen und zur Vergrößerung des Bades den daran vorbeiführenden Weg zum Keller der Mieterin zugemauert. Eine einstweilige Verfügung konnte sie nicht durchsetzen, „weil ich weder einen Tiefkühltruhe noch eine Waschmaschine im Keller habe“.

„Die Dame weiß seit zwei Jahren, dass sie dort ausziehen muss“, sagt die neue Besitzerin, die mit der Situation ebenfalls nicht glücklich ist. Ihr Mann und sie hätten das Haus für sich und ihre beiden Kinder gekauft. Und zwar ausschließlich für den eigenen Bedarf. Die Kinder werden nun erst einmal im Keller einziehen. „Ich hatte das so nicht gewollt“, sagt sie. Nach ihren Informationen habe die Maklerin der Mieterin doch so viele Wohnungsangebote unterbreitet.

„Dem Käufer ist nicht gesagt worden, dass er die obere Wohnung beziehen kann“, teilte Häusser-Bau-Sprecher Ralf Bettges auf Nachfrage der WAZ mit. Seitdem das Unternehmen die Siedlung 2010 übernommen hat, sind Bettges Worten zufolge 40 Prozent der Immobilien verkauft worden.

Marklerin äußert sich nicht zur Geschichte

Die Maklerin wollte sich gegenüber der WAZ zum geschilderten Problemfall nicht äußern – „Für mich ist die Sache erledigt.“