Gelsenkirchen.

Als die neue kam, hatte Allen ausgedient. Ab da öffnete sich die Tür des Holzverschlags für das musikalische Schwergewicht überhaupt nicht mehr. Allen setzte Staub an, gab keinen Ton mehr von sich. Bis sich eines Tages ein Musiklehrer meldete und Allen aus seinem Dornröschenschlaf wachküsste. „Eine Orgel“, freut sich Andreas Osterhaus über die Gabe des Musiktheaters, „birgt viele Klangmöglichkeiten“.

50 Zuschriften – unter anderem von Klöstern, Kirchengemeinden und Vereinen – hatte MiR-Pressesprecher Christian Nagler bekommen, nachdem er das ausgediente Instrument öffentlich gratis zur Abholung angeboten hatte. Die Wahl fiel schließlich per Los auf die Werner-von-Siemens-Schule in Bochum-Gerthe. 150 von 400 Schülern, so Andreas Osterhaus, singen oder spielen ein Instrument im Schulverband: „Mit der Orgel werden wir unsere Chorarbeit intensivieren.“

Moderner Nachfolger ersetzte Allen

Die elektronische Orgel – Christoph Nagler vermutet das Baujahr in den 50er- oder 60er-Jahren – mit dem warmen, museal anmutenden Korpus aus braunem Holz musste nach Jahrzehnten weichen, als vor etwa einem Jahr für die Opern-Aufführung von „War Requiem“ ein moderner Nachfolger ins Musikalien-Ensemble rückte. „Das Instrument war lange Zeit als Konzertorgel in Gebrauch. Aber sie hat den Anforderungen des Konzertbetriebs nicht mehr genügt“, erklärt Christoph Nagler den Abgang. Seit den 80er-Jahren war die MiR-Orgel am Kennedyplatz im Einsatz gewesen. An der Werner-von-Siemens-Schule sei die alte „Allen“ in guten Händen und diene zudem der Bildung.

„Wir haben durch Zufall davon erfahren“, sagt Andreas Osterhaus, Musiklehrer an der Bochumer Gemeinschaftshauptschule. Montag holte er mit Schülern Eric Schöneborn (16) und Lukas Kleinwächter (14) den Orgel-Oldtimer im Musiktheater ab. Über die Verladerampe hinter dem Großen Haus schafften sie das wuchtige Instrument mit Hilfe einiger MiR-Arbeiter in einen Transporter.

„Die wiegt bestimmt 150 Kilo – locker“, schätzt Lukas das Gewicht von „Allen“ ein. In Bochum wird sich erstmal Eric dem Neuzugang widmen. An der Werner-von-Siemens-Schule ist er für die Veranstaltungstechnik zuständig. Aufbauen, abmischen – das macht alles er. Beim Abtransport von Spieltisch und Pedalwerk freute er sich über die Spezialkabel, die in der Sitzbank verstaut waren. Eins scheint sicher: In Bochum wird „Allen“ so schnell keinen Staub ansetzen.