Gelsenkirchen. Konstant ist allein die Veränderung: Im Nordsternpark wird die Natur nachhaltig in Form gebracht.800 000 Euro pro Jahr zahlt die Stadt für Pflege, Unterhaltung und den Kampf gegen Vandalismus.
15 Jahre. Für einen Park ist das fast nichts. Kleinkindalter – zumindest für Landschaftsgestalter, die in Generationen-Perioden denken. 15 Jahre. Für einen Park ist das viel – wenn es um die Infrastruktur, um Veränderungen geht, um Pflege und Erhalt, um die (negativen) Folgen der Zivilisation. Der Nordsternpark hat da schon einiges hinter sich seit Buga-Zeiten. Spurensuche, Teil 2.
Der lauschige Biergarten liegt an diesem Morgen verwaist unter Kastanien. Eine Handvoll Menschen verliert sich auf dem THS-Platz. Das Unternehmen unter Zechenturm und Herkules heißt seit Jahresbeginn Vivawest. Doch im Sprachgebrauch ist das noch nicht angekommen.
Neue Rosen an der Pyramide
Gärtner hübschen nebenan eine Flanke nah der Pyramide auf. Das Rosenbeet wird komplett erneuert. Rot und weiß blühte in Etagen die ehemalige Ausstellungsfläche zu Buga-Zeiten. Die alten Pflanzen werden gegen neue Rosenstöcke ausgetauscht. „So ein Park ist ja nie fertig. Der wächst und verändert sich immer“, sagt Christof Kolberg. Für Gelsendienste ist der Gärtnermeister mittlerweile für die Spielplätze in der Stadt zuständig. Vor und zur Bundesgartenschau gehörte er über zweieinhalb Jahre zu den Fachkräften, die der Bundesgartenschau den grünen Weg vom Papier der Planer in die Praxis ebneten. Anpassungen an die Realität inklusive.
Sedum und Efeu bewuchsen ursprünglich zwei Seiten der Pyramide. „Später hat man gesehen, Sedum funktioniert nicht“, sagt der Gärtnermeister. Längst zieht sich nun Gras bis hoch zum Aussichtsgipfel. Die Treppenanlagen wurden mittlerweile erneuert, weitere Wegeverbindungen geschaffen. Nachträglich verschraubte Hinweisschildchen verraten, was es so von oben zu sehen gibt.
Fünf Kilometer sind es bis zum Bottroper Tetraeder, 700 Meter entfernt liegt in Horst die Kirche St. Laurentius. „Da ist wieder ein Schild geklaut worden“, ärgert sich Kolberg über eine weitere Lücke in der Reihe. Der Vandalismus lässt sich kaum eindämmen. Mit der Zwille werden Fensterscheiben zerschossen, Inventar zerdeppert. „Für manche scheint das ein Sport zu sein“, sagt Kolberg. Doch auch schon zur Buga gab es Probleme. Da grassierte der Pflanzenklau. „Da sind Leute mit der Schubkarre angerückt. Für die war das Selbstbedienungsfläche.“
Mustergräber wurden eingeebnet
Schaugärten und Wechselbepflanzungen und 130 Mustergräber sind längst Geschichte. Um den verwilderten VHS-Garten kümmert sich jetzt der Ziegenmichel. Die Ausstellungsflächen sind deutlich reduziert worden. Andernorts wird auf nachhaltiges Wachstum gesetzt: im Rhododendren-Garten beispielsweise. Oder am Amphitheater, wo sich lichter Birkenwald breit macht.
Feldahorn und Säuleneichen flankieren die Wege, vor allem aber Linden. Darunter welche, die alle paar Jahre in Kastenform gebracht und gestutzt werden. Zum Kanal führen Wege durch Rankgerüste und einst die „Gärten der Stadt“. Clematis und Rosen klammern sich an die Gestaltungselemente, Wiesen dazwischen dienen manchen als Bolzfläche. „Was wir halten können, versuchen wir zu halten“, lautet die Devise bei Gelsendienste. 800 000 Euro im Jahr zahlt die Stadt für Pflege und Unterhaltung.
Logistische Meisterleistung
Als Konzeptpark wurde die Buga alter Industriefläche abgerungen. Mit gewachsener Natur hat das nur wenig zu tun, was sich im Kernbereich entwickelt hat. „Die Altlasten sind gesichert und abgedeckt worden. Teilweise wurde das Gelände bis zu acht Meter hoch aufgeschüttet. Allein 700 000 m³ Oberboden sind transportiert worden. „Das war schon eine logistische Leistung, da sind ein paar Lkw gefahren“, sagt Kolberg. Wer genau hinschaut, kann noch an manchen Stellen das alte Erdniveau erkennen.
Die Montan-Erinnerungen sind offenkundig. Fernwärmeleitungen durchziehen die 100 Hektar Bugagelände, Kohlebunker und Pumpstationen gehören zur Parkoptik, ebenso der Kühlturmrest, der nach einem Brand lediglich als Grippe emporragt. Oder der Bergbaustollen. Er hat die Gartenschauzeit überdauert, obwohl er ursprünglich nur „als temporäres Angebot gedacht war“. Insgesamt, sagt Kolberg „war das hier einst Tabu-Land. So eine Super-Verbindung von Horst nach Heßler gab es einfach nicht. Das hat schon was.“ Für die Nachbarn wurde die Buga Pantoffelgrün, für die ganze Stadt Erholungszone.
Südlich des Kanals liegt der „landschaftliche Park-Teil. Da ist nicht viel angefasst worden.“ Ausnahme natürlich das Kinderland mit Spielplätzen, Wasserbecken und Teichflächen. Iris und Schilf, Felsenbirnen, Waldkirschen und Eber-Eschen wachsen prächtig. Ein Eichensteg führt über Wasser, Wind rauscht durchs Geäst. Die Welt ist hier weit weg. Und der Park wirkt fast wie uralte Kulturlandschaft.