Gelsenkirchen. .

Dass dieser Mann alle erdenklichen Saiteninstrumente virtuos beherrscht, ist bekannt; um aber endlich auch während des Spielens und Singens die sonst unterbeschäftigten Füße sinnvoll einzusetzen, hat er diesmal gleich ein eigens entwickeltes, per pedes bedienbares Schlagwerk mitgebracht. So begeisterte (Stefan) Stoppok als tierisch groovende Ein-Mann-Band in der ausverkauften Kaue.

„Bei meinem letzten Solokonzert hier sind wir zum Schluss ja nach draußen umgezogen“, erinnert der Vollblutmusiker mit der markant näselnden Stimme grinsend, und so Mancher, der damals auch dabei war, hätte gegen eine Neuauflage der Open Air-Zugabe nichts einzuwenden gehabt. Aber: zu kalt.

"Seit drei Monaten gucke ich nonstop Fernsehen"

Überhaupt muss Stoppok, Jahrgang 1956, ja schon auf seine Gesundheit achten: „Meine Krankenkasse zwingt mich, nach spätestens 50 Minuten Im-Sitzen-Spielen eine Pause einzulegen, wegen der Thrombose-Gefahr.“ Da fragt man sich doch glatt, wie er sein neuestes Hobby bewältigt: „Seit drei Monaten gucke ich nonstop Fernsehen, zwölf Stunden am Tag. Ich will endlich mal live dabei sein, wenn das TV-Niveau mal wieder eine Ebene absinkt.“

Auch für die Copyright-Diskussion im Musikbusiness hat Stoppok eine Lösung parat: „Wenn man alle Popstars, die in den letzten 40 Jahren mit dem Copyright unanständig viel Geld verdient haben, enteignet, könnte man mit dem freigewordenen Kapital alle jungen Musiker mit 5000 Euro monatlich unterstützen, so dass diese für die nächsten 40 Jahre ihre Musik kostenlos ins Netz stellen können.“

Musik steht im Mittelpunkt

Die absurden Geschichten gehören ebenso zu einem Stoppok-Konzert wie witzig überspielte Texthänger oder der schlagfertige Dialog mit dem Publikum. Im Mittelpunkt steht natürlich die Musik: Im Gepäck hat der dem Folk ebenso wie dem Blues und Rock verpflichtete Songwriter diesmal eine Mischung aus neueren Titeln, Klassikern und selten gespielten Albumtracks von „Was du willst“ über „Kebap“ und „Herzlos“ bis zu den Songs der aktuellen Scheibe „Grundblues 2.1“.

Mehr als ein Song wird mit minutenlangen, schweißtreibenden und heftig bejubelten Soli veredelt, womit der Künstler abermals seinen Status als Ausnahmegitarrist belegt.

Stoppok in der Kaue

Stefan Stoppok
Stefan Stoppok © WAZ FotoPool
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