Gelsenkirchen.

Wenn Angela Merkel aus ihren geheimen Tagebüchern vorliest, Reiner Calmund Ernährungstipps an Ursula von der Leyen weitergibt und Nicolas Sarkozy Freudensprünge macht, weil er nach der Geburt seines Kindes nicht mehr der Kleinste im Élysée-Palast ist, dann sind Maria Grund-Scholer und René Steinberg nicht weit. Die Stimmenimitatoren dürften vielen Radiohörern längst bekannt sein. Mit ihrem zweiten Programm „WDR 2 Lachen Live – Mehr!“ kamen sie am Mittwoch und Donnerstag in die komplett ausverkaufte Kaue und begeisterten das Publikum mit Satire auf hohem Niveau.

Dabei bekam vor allem die deutsche Polit-Prominenz ihr Fett weg. So erfuhren die Zuschauer beispielsweise in den Episoden der „Familie von der Leyen“ wie Mutti Ursula mit dem Vorhaben Bundeskanzlerin zu werden, ihre Liebsten nervt. „Du bist wie Aschermittwoch – wenn du kommst ist der Spaß vorbei“, sind sich ihre Kinder sicher.

Die ostdeutsche Miesmuschel

Für die Highlights des Abends sorgte Maria Grund-Scholer in ihrer Paraderolle als Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin kam im roten Blazer und erklärte den Zuhörern „im Rahmen ihrer emotionalen Möglichkeiten“ wie Politik funktioniert: „Führungskraft heißt, den Koalitionspartner so schnell über den Tisch zu ziehen, dass er die Reibungshitze für Nestwärme hält.“ Anschließend entspannte sich die selbst ernannte „Perle aus der Uckermark in der Schale einer ostdeutschen Miesmuschel“ mit autogenem Training. Natürlich gab es auch Neues vom Schloss Koalitionsstein. Dort betonte „Pofallaraf“ wie „genial“ er Dr. Merkelstein findet.

Aber auch andere Personen des öffentlichen Lebens spielten eine Rolle. Reiner Calmund musste WDR-Nachttalker Jürgen Domian vertreten und Familienministerin Kristina Schröder Trost spenden, weil sie keiner ernst nimmt.

Der "reinrassige italienische Spitz" Silvio

Nachdenklich wurde es in der Episode „Hohe Tiere suchen ein Zuhause“, in der ein kleiner „Verprasserrüde“ namens Papandreou ebenso vorgestellt wurde, wie der „abgetakelte Deckrüde“ und „reinrassige italienische Spitz“ Silvio.

René Steinberg brillierte vor allem in der Rolle als Nicolas Sarkozy, dem französischen „Ein-Mann-Atomkraftwerk“. Mit geradezu explosiver Gestik und einem aberwitzigen Akzent fegte der Komiker über die Bühne. Am Ende gibt es sogar eine Tanzeinlage vom französischen Präsidenten. Für Lacher sorgten auch die Einspieler aus dem O-Ton-Archiv mit lustigen Interviewantworten und Versprechern.

Musical-Medley als Zugabe

Die Kanzlerin beantwortete schließlich Fragen der Bürger. Wie erwartet wollte sich spontan niemand melden, so dass Steinberg einfach einige Fragen an die Zuschauer verteilte, die Angie in gewohnter Politiker-Manier abarbeitete.

Als Zugabe präsentierten die Protagonisten des Abends noch ein Musical-Medley, das seinen Abschluss in einem Duett zwischen Merkel und Sarkozy fand.

Vertraute und neue Figuren präsentierten an diesem Abend ein Gag-Feuerwerk, das mit großem Applaus belohnt wurde. Mit ihrer unterhaltsamen Live-Show konnte das Duo beweisen, dass eine Radio-Satire auch als Unterhaltung auf der Bühne blendend funktioniert.