Erfolgreiche Filme gibt's als Buch, erfolgreiche Radioformate irgendwann auch als Version für die Bühne. Das ist kein Novum und hat so seine Tücken. Das gilt auch für das brandneue „WDR2 Lachen Live!”, das am Dienstagabend bei Flottmann zu sehen war.
Wie bringt man Radio-Zweiminüter wie die „Von der Leyens” oder „Sarko de Funes” auf die Bühne? Mit zwei stimmbegabten Autoren (Maria Grund-Scholer und René Steinberg) und ein bisschen Technik. Aus live gelesenen Texten und Einspielern entstanden so die beliebten Hörfunk-Häppchen mit Angie, Ulla Schmidt, der polnischen Putzfrauen-Domina Donata, Pofallachen, Calmund, Reich-Ranicki und Sarko. Die weiblichen Rollen übernahm Maria Grund-Scholer auf angenehm zurückhaltende und professionelle Art und mit stimmgewaltigem Organ, die männlichen Passagen ihr Kollege René Steinberg. Das klappte insgesamt sehr gut.
Weniger gelungen waren René Steinbergs Versuche, die einzelnen Radio-Nummern als Stand-Up-Comedian zu verbinden. Insgesamt viel zu lang, zu umständlich und zu bemüht wirkten seine humoristischen Monologe über die Star-Qualitäten von Politikern, die Dummheit des Volkes im allgemeinen und die Emanzipation der Männer im Besonderen. Auch auf die in diese Nummern eingebundenen Ton-Einspieler von Politikern und Talkshowgästen hätte man gut und gerne verzichten können, zumal auch die Technik nicht immer so ganz mitspielte. Trotz (oder gerade wegen?) des unbedingten Willens zur Witzigkeit schrammte Steinberg und damit auch das Programm stellenweise haarscharf (und vollkommen unnötigerweise!) an der Peinlichkeit vorbei.
Spontane Plauderei mit den Künstlern
Da, wo sich die beiden Akteure auf ihr Kerngeschäft beschränkten, auf ihre Radiotexte und ihr parodistisches Können (großartig etwa das Rotzhochziehen und Taktieren von Ulla Schmidt und der sich total verausgabende Sarkozy) war das Abgelieferte wirklich gut. Vielleicht sollten sie sich in Zukunft einfach darauf beschränken und den Abend damit auch gleichzeitig einer wohltuenden zeitlichen Straffung unterziehen. Nach mehr als drei Stunden Unterhaltung, inklusive Pause und spontaner Abschlussplauderei mit den Künstlern dürfte das Flottmann-Publikum am Dienstagabend aber dennoch sehr zufrieden nach Hause gegangen sein. Vielleicht auch deshalb, weil das Publikum einer „Radio goes Bühne”-Nummer eben kein routiniertes Kabarettpublikum mit entsprechenden Ansprüchen ist. Der qualitative Unterschied bleibt deshalb natürlich trotzdem bestehen.