Gelsenkirchen. . 20 Prozesstage lang hatte die XXI. Strafkammer gegen insgesamt vier Angeklagte wegen Kreditbetrugs verhandelt. Der Kopf der mutmaßlichen Bande, ein 36-Jähriger aus Marl, wurde vom Landgericht Essen zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Er kaufte überwiegend marode Häuser, reparierte sie notdürftig und verkaufte die Wohnungen zu überhöhten Preisen.
Das Geschäft florierte. Rund um den alten Schalker Bahnhof war von einer Kreditklemme keine Rede. Doch die von der Firma Atak GmbH vermittelten Kredite in Höhe von zwei Millionen Euro erwiesen sich alle als wertlos, zurückgezahlt wurde kaum etwas. Der Kopf der mutmaßlichen Bande von Kreditbetrügern, ein 36-Jähriger aus Marl, wurde am Donnerstag vom Landgericht Essen zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.
20 Prozesstage lang hatte die XXI. Strafkammer gegen insgesamt vier Angeklagte verhandelt. Die übrigen drei bekamen Haftstrafen von zwei Jahren und zehn Monaten bis zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis. Die Geschäftsmasche des seit 2007 im alten Schalker Bahnhof residierenden Unternehmens: Es kaufte überwiegend in Gelsenkirchen marode Häuser, reparierte diese nur notdürftig und verkaufte die Wohnungen zu überhöhten Preisen an mittellose Menschen. Diesen stellte die Firma gefälschte Unterlagen zur Verfügung, damit die Bonitätsprüfung der Geldinstitute positiv verlief und die Immobilienkredite ausbezahlt wurden.
Darlehen bei Direktbanken im Internet besorgt
Die „Käufer“ dürften wie in vielen gleichgelagerten Fällen Bargeld aus der Kreditsumme erhalten haben. Zurückgezahlt wurden die Raten jedenfalls nicht. Der Gewinn der Angeklagten errechnete sich aus dem überhöhten Verkaufspreis. Vor Gericht fiel es den „Käufern“ schwer, ihre Arglosigkeit zu belegen. Da trat zum Beispiel ein Auszubildender auf, der noch seinen Führerscheinkredit abstotterte, aber plötzlich für 70 000 Euro eine Eigentumswohnung gekauft hatte. Wie er diese denn abbezahlen wolle, fragte ihn der Richter: Er hätte die Eurokrise befürchtet und deshalb in die Wohnung investiert, sagte der Zeuge. Sehr weitsichtig, schon 2008 an die Jahre später auftretende Eurokrise zu denken.
Kritisch hinterfragt wurde die Rolle der Banken. Vor allem bei Direktbanken im Internet hatten die Angeklagten die Darlehen besorgt. Vertreter dieser Institute verwiesen darauf, dass der Computer die Prüfung aller Angaben durchgeführt habe, das Programm sei geändert worden.
Festgestellt hatte die Kammer einen Schaden von zwei Mio Euro. Hinzu kommen 500 000 Euro aus Versuchsfällen, bei denen die Banken den beantragten Kredit nicht ausgezahlt hatten. Diese beiden Summen umfassen aber nur die vom Gericht geprüften Geschäftsaktivitäten. Insgesamt rechnet die Justiz mit sechs Mio Euro Schaden.