Gelsenkirchen.
Dicke Luft gab’s jede Menge, als die erhöhten Benzolwerte nahe dem BP-Werk Scholven bekannt wurden. Nun war Aufatmen angesagt im Umweltausschuss: Die Werte an vier der fünf Messstationen sind im Monat Februar erneut gesunken und liegen deutlich unter dem erlaubten (Jahres-)Mittel von 5 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³), teilte Umweltreferats-Leiter Dr. Gerhard Osadnik mit.
Am „kritischen“ Messpunkt Fünfhäuserweg – dort hatte der Wert im November 2011 bei rund 10 µg/m³ und im Jahresmittel bei 6,93 µg/m³ gelegen – wurden 1,56 µg/m³ gemessen, im Vormonat waren es noch 3,97 µg/m³ gewesen.
An der Wasserburg Lüttinghof zeigte das Messgerät 1,97 µg/m³ (Januar: 1,62 µg/m³) an, an der Kleingartenanlage Wilhelmsruh 1,91 µg/m³ (2,09), an der Pawiker Straße 2,75 µg/m³ (4,13). Einzig am Feldhauser Weg stieg der Wert von 2,03 im Januar auf 2,26 µg/m³.
Austritt der Chemikalie minimieren
Osadnik informierte auch über die Maßnahmen, die Münster in Zusammenarbeit mit BP eingeleitet hat, um den Austritt der krebserregenden Chemikalie zu minimieren. Dazu zählen die Optimierung von Tankdachabdeckungen, damit keine Gase austreten, oder die Tatsache, dass künftig alle Saugwagen mit Abluftwäschern ausgestattet werden – wichtig beim Entleeren von Behältern mit Chemikalien.
„Außerdem hat BP Untergrundarbeiten nahe der Messstation Fünfhäuserweg unterbrochen, die auch für eine Emission sorgen könnten“, berichtete Osadnik. Münster suche weiter nach der Ursache der Grenzwertüberschreitung. „Andere Emissionsquellen in der Nachbarschaft des Fünfhäuserwegs können ausgeschlossen werden.“
Messstation auf dem Werksgelände
Nicht zuletzt habe BP zugesagt, „sofort“ eine Messstation auf dem Werksgelände zu errichten, um ein Frühwarnsystem aufzubauen – so eine Forderung der Politik. Eine Anregung der Bezirksvertretung West setzt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz um, wenn es im April mit Benzol-Messungen rund um das BP-Werk Horst beginnt, so auch am Tanklager.
Erleichtert durchatmen konnten die Ausschuss-Mitglieder freilich nicht auf ganzer Linie, wie sich beim Thema Feinstaub zeigte: 2011 überschritt der Messpunkt Kurt-Schumacher-Straße die erlaubten 50 Mikrogramm Feinstaub an 79 Tagen; erlaubt sind 35 Tage. Für 2012 sieht’s nicht besser aus, so stellvertretender Umweltreferats-Leiter Dr. Thomas Bernhard. Denn bis zum 12. März wurde der Wert an 27 Tagen überschritten.
CDU-Ausschuss-Sprecher Klaus Rassmann platzte angesichts dessen der Kragen: „Es ist ein Trauerspiel, dass die Verwaltung nicht in der Lage ist, über eine Ampelschaltung den Verkehrsfluss besser zu regeln. Die ,grüne Welle’ würde die Belastung um bis zu 33 Prozent senken“, schimpfte er und regte an, Fahrbahn und Gehsteige in dem Bereich mit Wasser abzuspritzen und so den Staub zu binden.