Gelsenkirchen. Tenor E. Mark Murphy wollte seine Karriere schon beenden, als er es noch einmal in Europa versuchte. Heute hat er sein Glück in Gelsenkirchen gefunden.
Er zog aus, sein Glück zu suchen. Es war die letzte Chance, die er sich und seiner Kunst einräumte. Sein Weg führte ihn nach Gelsenkirchen. Hier gehört E. Mark Murphy seit vier Jahren zum Ensemble des Musiktheaters. Er hat die Stadt zu seiner Heimat gemacht, ist hier mit seinem Mann, Mark Pearson, und Boston-Terrier-Hündin Charley zu Hause.
E. Mark Murphy wuchs in Neufundland/Kanada auf, einer absoluten Hochburg der Sangeskunst, wie er versichert. „Man wird ganz automatisch mit Musik groß. Es gibt wahnsinnig viele Chöre dort. Ich habe in einigen gesungen. Und die Musik lag bei uns in der Familie. Schon meine Mutter hat gesungen.“ Derartig vorbelastet studierte der Tenor in seiner Heimat Gesang, machte in diesem Fach einen Bachelor.
Letzter Karriere-Ausweg Europa
Weil ein Master an der damals einzigen Universität Neufundlands nicht angeboten wurde, ging er nach Boston. Dort kreuzten sich die Wege der Theaterliebhaber E. Mark Murphy und Mark Pearson. Letzterer studierte hier gerade Bühnen- und Kostümbild und Regie.
Es war keine leichte Zeit für E. Mark Murphy. Nach dem Studium wollte die erträumte Karriere nicht ganz anlaufen. „Ich hatte immer vom Broadway geträumt.“ Doch nur eine Audition schon desillusionierte den Sänger. „Nach vielen Stunden Wartezeit singst du ein paar Takte und die sagen danke, sie können gehen.“ Fortan hielt sich der Sänger mit Gelegenheitsjobs und kleinen Auftritten über Wasser, kellnerte ein Jahr lang. Bevor er seiner Kunst abschwören wollte, räumte er sich selbst eine letzte Chance ein: Europa. „Ich dachte, wenn es hier nicht klappt, dann klappt es gar nicht.“
Für Dresden konnte der Tenor nicht genug Sächsisch
Der Kanadier ging nach Zürich. Eine Saison lang blieb er, dann wechselte er nach Dresden an die Landesbühne Sachsen. Die Zeichen standen auf einen längeren Aufenthalt. E. Mark Murphy holte seinen Mann nach. Gemeinsam stellten sie sich den kulturellen Herausforderungen. „Dort sprach ja keiner englisch“, erinnern sich beide schmunzelnd. „Und im Deutschunterricht lernt man ja auch nur Hochdeutsch, kein Sächsisch.“
Gala zum Saisonauftakt
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Eines Tages erhielt der Tenor einen Anruf, in Gelsenkirchen werde ein Sänger gesucht. E. Mark Murphy wurde genommen. 2008 war das. Und schnell stellte sich der Umzug als eine richtige Entscheidung heraus. „Dresden war uns fremder als Gelsenkirchen“, erinnert sich Mark Pearson. „Wir haben schnell Freunde gefunden.“ Eine Arbeit fand der Regisseur in Deutschland aber noch nicht. Immer im Sommer führt er bei Festspielen in Boston Regie, brachte dort mit den Jahren etliche Produktionen auf die Bühne. „Alle meine Kontakte sind in New York und L.A. Es ist schwierig, hier rein zu kommen. Aber ich versuche es weiter.“
Das Künstler-Paar plant noch Großes in Gelsenkirchen
Das Paar machte Gelsenkirchen zu seiner Heimat. Seit zwei Jahren bringt es sich gemeinsam in die örtliche Kulturszene ein. Damals entwickelten es ein Konzept für Kaffeehauskonzerte im Café Albring-Rüdel in Buer. Zum ersten Mal arbeiten beide Männer hier zusammen. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Mehr noch. Er machte dem Künstlerpaar Mut, weiter zu gehen. „Wir planen schon etwas Größeres. Aber wir verraten noch nichts.“
In Sachen Kultur, da sind sich beide einig, sei Gelsenkirchen ein gutes Pflaster. „Weil es Teil der Großstadt Ruhrgebiet ist“, so E. Mark Murphy. „Wir sind eigentlich immer unterwegs. Es gibt immer etwas zu sehen. Das ist wie in New York.“ Mark Pearson kommt etwas ins Schmunzeln und ergänzt diplomatisch: „Fast“.
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