Gelsenkirchen. Ein Ehepaar griff beherzt ein, als eine 74-Jährige in Gelsenkirchen Opfer eines Raubüberfalls wurde. Der 27-jährige Ehemann verfolgte den Räuber und hielt ihn bis zum Eintreffen der Polizei fest. Das Paar wurde von Innenminister Ralf Jäger der Preis für Zivilcourage in der Düsseldorfer Staatskanzlei verliehen.

29. Januar 2011, ein Samstag. „Wir waren mittags auf dem Weg zu meinen Schwiegereltern“, erzählt J. Sen (23). In der Neustadt, im Bereich Wiehagen/ Bokermühlstraße, sahen die junge Frau und ihr Mann D. (27) dann diesen jungen Typen, der gerade eine Tasche unter seiner Jacke verstecken wollte. Und dann die am Boden liegende 74-Jährige, die aus einer Kopfverletzung stark blutete.

J. kümmerte sich um die verletzte Seniorin, Opfer eines Raubüberfalls, und rief die Polizei an. Bis auf eine Autofahrerin, die angehalten und dazu gekommen sei, habe sich niemand gekümmert, sagt die 23-Jährige. „Die verletzte Frau wusste gar nicht, was los war. Ich habe ihre Hand gehalten und mit ihr gesprochen.“ Derweil nahm ihr Ehemann die Verfolgung des Täters auf.

„Kurz vor der Post habe ich ihn erwischt und festgehalten“, schildert der 27-Jährige. „Ich habe einfach einen Bus angehalten, ihn da rein bugsiert und dem Fahrer gesagt, die Polizei wäre unterwegs.“ Er lächelt verschmitzt. „Ich habe einfach gesagt, ich wäre einer von der Polizei.“ So nahm die Geschichte vor über einem Jahr einen guten Ausgang. Der Täter, 22 Jahre und der Polizei hinlänglich bekannt, wurde abgeführt, das Opfer ärztlich versorgt.

"Das war echte Not“

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Für das junge Elternpaar, das so beherzt geholfen hatte, hat die Sache ein Nachspiel. Ein positives wohlgemerkt. Denn Innenminister Ralf Jäger hat den beiden Gelsenkirchenern den Preis für Zivilcourage in der Düsseldorfer Staatskanzlei verliehen, nachdem Polizeipräsident Rüdiger von Schoenfeldt sich bereits Ende vergangenen Jahres beim Zeugenkaffee bei J. und D. bedankt hatte.

Für die jungen Leute war ihr Handeln eine normale Sache. Es war nicht das erste Mal, dass sich D. couragiert eingemischt und geholfen hat. „Es könnte doch auch meine Mutter sein, die Hilfe braucht. Und das war echte Not“, wehrt er fast bescheiden ab.

Warum sie glauben, dass sie den Preis für Zivilcourage bekommen? „Vielleicht, weil gerade alle über Integration reden“, meint J.. Passende Stelle für einen Hinweis: J. und D. Sen, ein Ehepaar mit türkischen Wurzeln, möchten lieber anonym bleiben. Vielleicht auch deswegen: D. stand schon einmal als Zeuge vor Gericht, nachdem er Zivilcourage bewiesen hatte. Vom Richter fühlte er sich, wie er sagt, „quasi als Täter behandelt“. Was seinen spontanen Einsatz im Notfall nicht beeinträchtigt hat.