Essen.
7000 Homo- Hetero- und Transsexuelle kamen zum achten Christopher Street Day Ruhr auf den Essener Kennedyplatz. Wer als Ruhrbischof diese Form von Homophobie säe, werde noch mehr Kirchenaustritte ernten, entrüstete sich Grünen-Politiker Kai Gehring.
Behaarte Männerbeine in Strumpfhosen, halbnackte Jungs im Regenbogenschlüpfer und schlüpfrige Schlager, die von der Musikbühne tönen: Homosexuellen-Klischees waren keine Seltenheit, wenn man sich am Samstag auf dem Kennedyplatz so umschaute. Doch der achte Christopher Street Day Ruhr (CSD) verstand es dennoch, selbstironisch, bunt und schrill auf Freud’ und Leid’ der Homosexuellen-Szene aufmerksam zu machen. Rund 7000 Besucher kamen laut Veranstalter Dietrich Dettmann von „Essen Andersrum“.
Während unten beim schwul-lesbischen Fußballfanclub „Rainbow Zebras“ Handtaschen auf eine Torwand geworfen wurden, ging es oben auf der Bühne ernsthafter zu: Homosexuelle Politiker diskutierten über Gleichstellungsgesetz und Aktionspläne gegen Homophobie — das Stichwort für die Debatte um Franz Josef Overbeck. Denn „wer als Ruhrbischof diese Form von Homophobie sät, wird noch mehr Kirchenaustritte ernten“, entrüstet sich Kai Gehring , Bundestagsabgeordneter der Grünen. Ovationen und Jubel vom Publikum, Wolkenbrüche vom Himmel – so äußert jede Seite ihre Meinung zur Kirchendebatte.
„Wenn Gott es anders gewollt hätte, hätte er es anders gemacht.“
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Insgesamt seien noch keine rosaroten Zeiten angebrochen, solange „schwule Sau“ als Schimpfwort auf dem Schulhof regiere, resümiert Gehring. Doch nicht nur Pubertierende und katholische Kirchenvertreter machen es Homosexuellen schwer.
Der 36-jährige Amin ist gläubiger Moslem und schwul – seit drei Jahren wissentlich. Seine Homosexualität der streng gläubigen Familie zu offenbaren, sei jedoch nach wie vor unvorstellbar. Sie würde ihn verstoßen, befürchtet Amin, auch wenn für ihn die Gesellschaft die Sünde projiziere und nicht etwa der Islam. Er fühle sich zum Schwulsein geboren und sei überzeugt: „Wenn Gott es anders gewollt hätte, hätte er es anders gemacht.“
So sieht es auch Brigitte (57) aus Altenessen: Seit Jahren geht der Familienausflug mit ihrem schwulen Sohn (31) zum CSD. Sie freut die Offenheit und der unkomplizierte Kontakt. „Es ist doch egal ob Mann oder Frau – Hauptsache man liebt überhaupt!“ Und mit dem Grundsatz der Nächstenliebe sei schließlich doch auch die Kirche einverstanden.
CSD in Essen
