Gelsenkirchen. . Gitarrist und Sänger Peter „Fesperanto“ Fessler begeisterte zusammen mit Percussionist Alfonso Garrido als „duophonic“ in der ausverkauften Consol-Kellerbar. Bei drei Stücken wirkte die Gelsenkirchener Sängerin Rosani Reis mit.
Da hatte die Jazzinitiative Gelsenkirchen einen dicken Fisch an Land gezogen: Peter Fessler, die Stimme des Hits „New York, Rio, Tokyo“ war am Samstag zu Gast in der ausverkauften Kellerbar des Consol Theaters. Der Stimmakrobat aus Köln zeigte mit seinem selbst kreierten Gesangsstil „Fesperanto“ eindrucksvoll, dass er zur europäischen Jazz-Elite gehört. Unterstützt wurde er von Heavytones-Musiker Alfonso Garrido und der Gelsenkirchener Sängerin Rosani Reis.
Als 20-Jähriger hatte Fessler 1986 das „One-Hit-Wonder“ mit seiner Band Trio Rio aus dem Hut gezaubert. Heute bezeichnet der Musiker diesen Glücksgriff selbst als ein Versehen. Nun ist er in gewisser Weise wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, denn in den 80er-Jahren fing seine Karriere mit lateinamerikanischen Rhythmen an. Auf Consol bekamen die Konzertbesucher vor allem Stücke von Fesslers neuem Album „fly!“ geboten, das Ende März erscheint. Mit seiner Art, den Bossa zu interpretieren, besitzt Fessler in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal.
Zu seinem Markenzeichen hat er „Fesperanto“ entwickelt. Die Wortschöpfung ist eine Mischung aus der Weltsprache Esperanto und seinem Namen. Dabei benutzt er seine Stimme, die vier Oktaven abdeckt, zu einer neuen Art der freien Interpretation. Auch bei „Gejazzt“ vereinte er das aus dem Jazz bekannte „scat-singing“ mit seiner Gitarre, bis hin zur scheinbaren Symbiose von Mensch und Instrument. Zusätzlich imitiert Fessler mit seiner Stimme andere Instrumente. Entsprechend fasziniert hingen die Besucher dem Künstler an den Lippen, viele schlossen die Augen, um in die Klangwelt des Musikers einzutauchen. Neben fremden Stücken, unter anderem von Antônio Carlos Jobim (Fessler spricht perfekt Portugiesisch), präsentierte Fessler eigene Komposition.
Percussionist mit exotischen Instrumenten
Zusätzliche Tiefe verlieh dem Klangkosmos Percussionist Alfonso Garrido. Mit unzähligen, teils exotischen Klangkörpern unterstützte Garrido seinen langjährigen Freund. Besonders viel Applaus erntet er für sein virtuoses Spiel des Berimbao, einem archaischen Musikbogen aus Brasilien. Bekannt ist Garrido auch aus der Fernsehsendung TV Total, in der er mit der Band Heavytones Stefan Raab musikalisch in Szene setzt. Mit im Schlepptau hatte der Klangkünstler die Gelsenkirchener Sängerin Rosani Reis, die vor allem jenseits der Stadtgrenzen mit Auftritten von sich hören macht. Obwohl die drei Musiker am Samstag zum ersten Mal aufeinander trafen, lieferten sie eine beeindruckend harmonisch-vertraute Leistung ab. „Wir müssen auf jeden Fall mal etwas zusammen Aufnehmen“, schwärmte Fessler nach einem Gesangsduett. Insgesamt drei Lieder, größtenteils völlig frei improvisiert, gab das Trio zum Besten.
Die Verantwortlichen hatten die Begeisterungsstürme des Publikums zu Konzertende wohl geahnt. Die Tür zur Garderobe war beim Abgang der Künstler jedenfalls verschlossen. Es bedurfte aber gar nicht dieses Kunstgriffes, um Fessler, Garrido und Reis mit Begeisterung zurück auf die Bühne zu holen.