Gelsenkirchen. An der Gesamtschule Berger Feld sorgen seit den Winterferien 22 Verkehrshelfer für einen reibungsloseren Schulweg. Sie wurden von der Polizei für den Einsatz geschult. In der Praxis stellen sie fest: Es sind oft die Eltern, die Einsatzbusse ausbremsen und die Straße zustellen.

Eigentlich ist der Parkplatz ausreichend groß, eigentlich sind die Fahrstrecken klar, eigentlich sind die Verbotsschilder nicht zu übersehen. Eigentlich dürfte morgens also alles glatt rollen, wenn um 7.25 Uhr der Betrieb an der Gesamtschule Berger Feld anläuft: Wenn Schlag auf Schlag neun Einsatzbusse vorfahren, wenn gleichzeitig Dutzende Eltern ihre Kinder mit dem Auto herankarren.

In der Praxis bedeutete das allerdings: Chaos vor dem Schulstart, Busse, die nicht zur Haltestelle durchkamen und ihre drängenden Passagiere unterwegs absetzten, weil Eltern-Autos den Weg verstellten. Väter und Mütter, die ihre Sprösslinge am liebsten bis vors Klassenzimmer fahren würden. Schulkinder, die kreuz und quer durch die haltenden Autos liefen, zugestellte Behindertenparkplätze, Gefahrenstellen überall.

Das Bild hat sich nach den Winterferien gründlich gewandelt. 22 Siebt- und Achtklässler sorgen jetzt für Ordnung. Sie wurden nach einem ausführlichen Einsatztraining Schülerlotsen – oder, wie es auf ihren Signalwesten steht, „Verkehrshelfer“. Nach 25 Jahren gibt es damit in Gelsenkirchen wieder Jugendliche, die für den sicheren Schulweg anderer Kinder sorgen. „Es ist schon deutlich besser geworden“, stellt Schulleiter Georg Altenkamp fest.

„Die sind oft sehr diskussionsfreudig“

Auch Polizei und Verkehrswacht, die die Aktion flankieren, sind zufrieden – und überrascht, weil das Interesse der Schüler groß war, weil sich Teilnehmer für eine zweite Schulungsgruppe meldeten, weil alle fleißig unter der Regie von Lehrer Titus Wirtz für ihren Einsatz lernten. Und weil sich so schnell eine Verbesserung eingestellt hat.

„Die Verkehrsblockade hat sich früher oft bis auf die Adenauerallee fortgesetzt. Ziel war, den Bussen Vorrang zu geben und Eltern dazu zu kriegen, nicht durchzufahren, sondern früher die Parkboxen zu nutzen“, sagt Verkehrssicherheitsberater Carsten Jahns und stellt fest: „Es funktioniert. Die Busfahrer sind total dankbar. Man sieht, dass die Eltern lernfähig sind“, findet Verkehrswacht-Vorsitzender Helmut Barek. „Aber nur auf Weisung“, ergänzt Polizist Jürgen Waschenski. „Die sind oft sehr diskussionsfreudig.“

Damit ist das Problem umrissen, dem sich Lotsen wie Marco, Chantal, Alex und Co. stellen. Klare Ansagen, sicheres Auftreten und Verkehrsregeln haben sie für ihre Prüfung gelernt. „Man muss Mut haben und richtig schön mit fester Stimme sprechen und nicht so kleinlaut sein“, sagt ein Mädchen. „Wir machen das, weil es morgens hier zu gefährlich war. Das dient der Sicherheit aller“, sagt Marco.

In Fünfer- bis Siebenergruppen versehen die Kinder ihren Lotsendienst, fahren dafür extra früher zur Schule. Allein gelassen werden sie dort allerdings nicht. Altenkamp: „Wir können die Schüler nicht ohne Rückendeckung durch einen Pädagogen lassen. Das geht nicht. “ Alex weiß das zu schätzen. „Wenn die Leute sehr unfreundlich zu uns sind, können wir das den Lehrern sagen.“ Denn das ist auch den Kindern klar: „Wir sind keine Hilfspolizisten.“

Gut fürs Schulklima

Auf Initiative der Schulkonferenz versuchte die Gesamtschule Berger Feld, das Verkehrsproblem in den Griff zu bekommen – Verwaltung und Bezirksvertretung beschäftigte das Thema zunächst. „Aber wir sind nicht zu Potte gekommen. Da haben wir uns gesagt: dann machen wir es lieber selbst“, sagt Schulleiter Georg Altenkamp.

Sicherheit auf dem Schulgelände oder im Bus gehören für ihn zu einem „guten Schulklima. Das ist wichtig. Die Kinder sind oft von 7.45 bis 16 Uhr hier. Die Schule ist da für sie ein Stück Heimat. Da sollen sie sich wohl fühlen.“

Die Polizei bittet, die Verkehrshelfer ernst zu nehmen. Carsten Jahns: „Die wollen den Leuten ja nix, die sind ein Vorbild.“