Gelsenkirchen. Das Berufskolleg Königstraße in Gelsenkirchen hat am Freitag, 9. Dezember, einen Aktionstag zum Tag der Menschenrechte veranstaltet. Die Schüler gestalteten dabei zahlreiche Workshops und Präsentationen.

„Auch Schüler haben Menschenrechte – und Lehrer auch“ ist auf einem Plakat im Foyer des Berufskollegs Königstraße zu lesen. Das wirkt vielleicht zunächst etwas salopp. Aber das Thema hat es durchaus in sich.

Zum Tag der Menschenrechte am Samstag hat das Berufskolleg in der Altstadt am Freitag einen Aktionstag mit verschiedenen Workshops, Infoständen und Präsentationen veranstaltet. „Wir wollen unseren Schülern die Bedeutung von Menschenrechten im alltäglichen Leben ins Bewusstsein rufen und auf Missstände aufmerksam machen“, erklärt Lehrerin Elke Röder, die den Aktionstag organisiert hat.

Unterstützt wurde sie dabei von dem Schulpfarrer Claus Carstensen und Experten von den Menschenrechtsorganisationen „Unicef“, „Amnesty International“ und das „Eine Welt Zentrum Herne“, die auch selbst mit Ständen vor Ort waren und die knapp 500 Schüler umfassend informierten.

Die Realisierung der Menschenrechte in Deutschland

Im Vordergrund stand vor allem die Frage: Wie steht es um die Realisierung der Menschenrechte in der deutschen Gesellschaft? Die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema bringt eine bittere Erkenntnis. „Auch bei uns in Deutschland sieht auf dem Gebiet der Menschenrechte leider nicht alles rosig aus“, sagt die Organisatorin.

Eine Schülergruppe hat sich aus diesem Grund eine satirische „Menschenrechts-Performance“ ausgedacht, die sie auf der Bühne präsentieren. Während ein Schüler die Grundgesetze vorträgt, spielen andere die wirkliche Situation mit all den Diskriminierungen, die sie teilweise sogar selbst erfahren haben. „Wir haben viele Schüler mit Migrationshintergrund für die Menschenrechte wie zum Beispiel die Religionsfreiheit eine große Rolle spielen“, sagt Elke Röder.

Zur Sprache kommen aber auch Themen wie Menschenhandel, Kinderrechte, die Lage von Flüchtlingen in Deutschland, die Todesstrafe oder Barrierefreiheit. Mit Letzterem haben sich besonders die Schüler auseinander gesetzt, die eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger machen und im späteren Beruf mit behinderten Menschen arbeiten werden. Sie haben einen „Rollstuhl-Parcours“ auf dem Schulhof aufgebaut, bei dem jeder einmal selbst herausfinden kann, was es bedeutet, im Rollstuhl zu sitzen. „Man merkt schnell, welche Schwierigkeiten es gibt. Schon bei kleinen Hindernissen wie zu hohen Bordsteinen ist man auf fremde Hilfe angewiesen“, sagt Schülerin Janine (21). Wer den Parcours dennoch gemeistert hat, erhält zur Belohnung einen Rollstuhl-Führerschein.

"Fair Backen im Advent"

Ein anderer Workshop steht unter dem Titel „Fair Backen im Advent“. „Den Menschen in den armen Ländern geht es schlecht“, erzählt Schülerin Jacqueline (16). Es geht um Themen wie Kinder- und Zwangsarbeit und finanzielle Ausbeutung. Die Schüler backen ihre Schokomuffins deshalb mit fair gehandelten Zutaten. Doch die haben ihren Preis. Das Fazit: Fair-Trade-Produkte sind gut, aber nicht für jeden erschwinglich.

Es gibt also durchaus Nachholbedarf. Das Berufskolleg geht mit gutem Beispiel voran und trägt selbst zur Förderung der Menschenrechte bei, zum Beispiel mit seinem „Frauenprojekt“. „Das ist Menschenrechtsarbeit vor Ort“, erklärt Elke Röder. Seit zehn Jahren haben Frauen mit Kindern und ohne Berufsausbildung die Möglichkeit, eine solche am Berufskolleg zu absolvieren. Dabei werden sie von einer Sozialpädagogin begleitet und beraten.

Und auch das Lehrerkollegium zeigt sich vorbildlich: 200 Euro haben sie gesammelt und an Unicef gespendet.