Gelsenkirchen. Trotz jahrelanger Berufserfahrung in mehreren Betrieben fand Tuncay Can lange Zeit keine Arbeit. Jetzt ist er wieder im wahrsten Sinne in Lohn und Brot in seinem Traumjob: Er ist Bäcker.
Mehr Inklusion im Arbeitsleben: Das war ein zentrales Anliegen der Aktionswoche „Menschen mit Behinderung“ Anfang Dezember. Wie gut Behinderte sich im Beruf zurecht finden, das beweist die Erfolgsgeschichte des 34-jährigen Gelsenkircheners Tuncay Can. Der Bäckergeselle mit Berufserfahrung in mehreren Betrieben arbeitet seit August 2011 in der Backstube von Andreas Risken, Bochumer Bäckermeister im Familienbetrieb mit 23 Mitarbeitern, einem Hauptgeschäft, einer Filiale und vielen täglichen Zulieferaufträgen für die Gastronomie. Das Besondere daran: Die Beschäftigung ist nicht ganz einfach so zustande gekommen, denn Tuncay Can ist schwerbehindert – er kann nicht hören.
Bäcker Risken hat sich dazu entschieden, ihn trotz seiner Behinderung einzustellen. Kennengelernt hat er Tuncay Can durch ein kurzzeitiges Betriebspraktikum über das Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen – das Jobcenter (IAG). In dieser Zeit hat der 34-Jährige den neuen Chef überzeugt. „Das wichtigste ist, dass der Arbeitnehmer will“, meint Risken, denn „wenn man sich anstrengt, geht fast alles!“
Körpersprache ist das Wichtigste
Der Tag beginnt für Bäcker um 3 Uhr morgens, er dauert bis 11 Uhr und manchmal auch noch länger. Für Can ist das kein Problem. „Ich mache alle Arbeiten, von Brötchen bis Kuchen, zurzeit natürlich auch sehr viele Kekse“, lacht er. Seine Aussprache ist undeutlich und er kann sich nur schwer artikulieren. Viel aussagekräftiger ist die Körpersprache zwischen ihm und seinem Chef: Risken und er duzen sich, Can wirkt begeistert und absolut zufrieden mit dem neuen Job. Risken lobt den neuen Mitarbeiter, der sich gut in das Team einfügt und besonders mit einem Kollegen gut zusammenarbeitet. Auch die Verständigung klappt gut – für die durch die Behinderung vorgegebenen Herausforderungen finden sich Lösungen.
„Menschen mit Behinderung leisten einen wichtigen Beitrag, um auf den Arbeits- und Fachkräftebedarf zu antworten“, betont Reiner Lipka, Geschäftsführer des IAG, das über sein „Reha-Team“ eine Vielzahl von Hilfestellungen anbietet. Info für interessierte Arbeitgeber unter 164-191.