Gelsenkirchen.

Neues aus Düsseldorf: Die rot-grüne Landesregierung will, dass in Zukunft die Städte weniger neue Bau- und Gewerbegebiete ausweisen. So soll, wird NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) nach einem Auftritt in Haltern am See zitiert, der Flächenfraß von fast 18 Hektar pro Tag auf fünf gedrückt werden.

Umlandgemeinden „wie Dülmen, Waltrop oder Marl“

„Einen weiteren Supermarkt auf der grünen Wiese braucht auch in Gelsenkirchen in der Tat niemand“, stellt Stefan Rommelfanger fest. Der stellvertretende Referatsleiter Stadtplanung und Bauordnung sieht die Stadt in diesem Punkt ohnehin sehr gut aufgestellt. „Man kann Flächen sparen, wenn man, so wie wir, in der Nahversorgung ordentlich aufgestellt ist.“

Und nicht nur dort. Das Ansinnen der Landesregierung, einen massiven Flächenverbrauch auch im Bereich Baugebiete zu stoppen, mag man objektiv betrachtet teilen. Konflikte mit den Kommunen, die zum Teil aus wirtschaftlichen Gründen auf solche Ausweisungen angewiesen sind, scheinen vorhersehbar. Allerdings spielt auch in diesem Fall Gelsenkirchen keine wirkliche Rolle, sondern laut Rommelfanger eher so genannte Umlandgemeinden „wie Dülmen, Waltrop oder Marl“.

Wie aber sieht es konkret aus für die Stadt?

Auf ehemaligen Industriebrachen aktiv

„Die Ausweisung unserer Baugebiete für die nächsten fünf bis acht Jahre kommen mit den jetzt formulierten Wünschen der Landesregierung nicht in Berührung“, sagt der Stadtplaner. „Wir sind da ja an Stellen wie dem Stadtgarten, Schalker Verein oder Graf Bismarck nicht im Umland aktiv, sondern auf ehemaligen Industriebrachen, die dicht an Stadtteilzentren liegen.“

Ein Beispiel: NRW.Urban (bereitet Stadtentwicklungsprojekte vor, begleitet und steuert die Umsetzung der notwendigen Baumaßnahmen) und Gelsenkirchen wurden am 8. November 2011 für ihre Arbeit ausgezeichnet. Namentlich NRW.Urban erhielt für die Fläche Graf Bismarck (ehemalige Kraftwerks- und Haldenfläche) den Sonderpreis der Jury des NRW-Bodenschutzpreises 2011.

Beitrag zum Biotopschutz

Dieser Preis wird im Rahmen der „Allianz für die Fläche“ vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW und dem Altlastensanierungs- und Altlastenaufbereitungsverband Nordrhein-Westfalen (AAV) ausgelobt. In der Begründung der Jury hieß es: „Die Sanierung der großflächigen Montanbrache Graf Bismarck wurde durch ein optimiertes Bodenmanagement ergänzt. Durch die Erhaltung und Aufwertung des angrenzenden Zechenwaldes wird ein Beitrag zum Biotopschutz und zur Erholungsnutzung geleistet.“

Andere positive Beispiele, wie etwa die Aufwertung bereits bestehenden Wohnraumes, soll die Stadterneuerungsgesellschaft in der Zukunft liefern.

Eine Form der Verbindlichkeit

Mal ganz abgesehen davon verweist Stefan Rommelfanger mit Blick auf die Wünsche der rot-grünen Landesregierung schlicht auch auf geltendes Recht, das nicht einfach gekippt werden könne. Etwa wenn bereits ein Bebauungsplan durch den Rat der Stadt beschlossen worden ist.

Das ist zwar für das Gebiet der ehemaligen Kinderklinik zwischen Buer und Westerholt noch nicht geschehen (der Entwurf soll in diesem Jahr in die politischen Gremien eingebracht werden), doch in diesem Fall, so der Stadtplaner, würde es ebenfalls bereits eine Form der Verbindlichkeit geben, „weil das Gebiet in den Regionalplan integriert ist“.