Gelsenkirchen.

Fee ist wie ein Märchenwesen. Mit ihrer langen, dunkelblonden Mähne schreitet sie gemächlich wie eine Prinzessin daher, reagiert freundlich auf Ansprache, zeigt aber auch, wenn sie ihre Ruhe haben will. Fee, das sind 22 Kilo Glück und Lebensfreude auf vier Pfoten. Der zottelige Windhund ist der Star in der städtischen Kindertagesstätte an der Heinrich-Brandhoff-Straße und damit ein echtes Original in der Gelsenkirchener Kita-Landschaft.

Tiere in der Kita, geht das überhaupt? Heike Kostarellis, Leiterin der Horster Einrichtung, sagte vor zwei Jahren: „Ich versuche es zumindest.“ Sie schaffte sich vor dreieinhalb Jahren einen zwölf Wochen alten Welpen an, integrierte ihn in ihre Familie und schließlich in den Kindergarten.

"Kaninchen, Hund & Co. in der Kita"

Seitdem ist der Hund täglich in der Tagesstätte zu Gast. Die Kinder lernen Freuden und Pflichten im Umgang mit dem Vierbeiner kennen. Kostarellis Fazit: „Unsere Afghanenhündin fördert Toleranz, Angstabbau und Kommunikation.“ Durch die tägliche Begegnung mit dem Tier habe der Kindergarten auch eine Funktion als Naturerlebnisort mitten in der Stadt. Ein Hund in der Kita ist ein Novum in Gelsenkirchen, auf das auch der Autor, Fotograf und Umweltpädagoge Michael Godau aufmerksam wurde.

Er recherchierte in vier Kindertagesstätten, führte zahlreiche Gespräche mit Erziehern, Wissenschaftlern, Verwaltungsexperten, mit Kindern und Eltern, und brachte nun das Buch „Kaninchen, Hund & Co. in der Kita“ auf den Markt. Ein Ratgeber mit zahlreichen Tipps und Anregungen, die Mut machen sollen, eine Kindertagesstätte „mit dem Zauber einer artgerechten Tierhaltung zu bereichern“.

Bei der gestrigen Buchvorstellung erinnerte sich eine Mutter daran, dass ihr kleiner Sohn Finn lange panische Angst vor Hunden hatte: „Ich selbst habe als Kind mal schlechte Erfahrungen gemacht und habe meine Angst ans Kind weiter gegeben.“ In der Kita habe der Junge nun diese Angst völlig abgelegt.

Fische als Türöffner zu Kinderherzen

Daneben lernen die Kinder, Verantwortung zu übernehmen, soziale Kompetenz zu entwickeln, emotionale Beziehungen aufzunehmen. Fee ist der einzige Kita-Hund in der Stadt, aber nicht das einzige Kita-Tier. Das Buch stellt zum Beispiel den Evangelischen Markus-Kindergarten in Hassel vor, in dem Fische als Türöffner zu Kinderherzen fungieren. Eine Essener Kita beherbergt einen kleinen Zoo mit Kaninchen, Meerschweinchen und Zebrafinken.

In Gelsenkirchen macht Hündin Fee täglich rund 140 Kinder glücklich. Spielen ist angesagt, Hundeschule, Gassi gehen. Leiterin Kostarellis: „Fee ist ein Türöffner für unterschiedlichste emotionale Themen. Sie hat das Leben bereichert.“