Gelsenkirchen.

„Werfen sie jetzt nicht ihre komplette Technik vor Angst aus dem Fenster, wenn sie nach Hause fahren“, mit dieser Warnung machte Computer-Fachmann Stefan Tomanek am Ende seines zweistündigen Vortrags gute Miene zum bösen Spiel.

Der Internetanbieter Gelsennet hatte am Donnerstag seine Kunden in die Fachhochschule eingeladen. Vor den Augen der 150 Gäste demonstrierten Mitarbeiter des Instituts für Internet-Sicherheit, wie leicht sich Kriminelle Zugang zu fremden Computern verschaffen können.

„Zack, und schon bin ich in deinen E-Mails.“ Womit IT-Fachmann Stefan Tomanek seinen Kollegen Frank Timmermann beim „Live-Hacking“ aufzieht, kann für Computernutzer schnell Realität werden. Mit ihrem Rollenspiel machten die beiden Fachmänner deutlich, wo Benutzer Fehler machen. Auf einer großen Leinwand im Hörsaal der Fachhochschule zeigten die FH-Mitarbeiter, wie der Hacker vorgeht und wo auf der anderen Seite der Datenleitung Sicherheitslücken liegen.

Die Gefahr kommt aus dem Internet

Die Gefahr kommt nämlich meist aus dem Internet. Wer den Link einer unseriösen E-Mail öffnet und zudem sein Betriebssystem nicht auf dem aktuellen Stand hält, öffnet so genannten Trojanern Tür und Tor. Wie das Trojanische Pferd aus der Mythologie wird Malware (schädliche Programme) auf den Computer geschleust. Diese Programme können dann den heimischen Rechner ausspähen und sogar für Attacken auf große Internetseiten als Waffe missbrauchen. Als Gegenmittel empfehlen die Fachleute alle Anwendungen aktuell zu halten und Hilfsmittel wie „Antispy-Programme“ und eine Firewall einzusetzen.

„Wir nutzen den Computer erst seit kurzer Zeit, das sind ganz schön viele Informationen auf einmal“, sagt Christa Drews. „Aber irgendwann muss man ja auch mit dem Thema Sicherheit anfangen.“ Bei den wichtigsten Computer-Einstellungen bekommen Christa Drews und ihr Mann Hilfe von jüngeren Familienmitgliedern. „Wir haben auch schon einen Kurs besucht, bei dem Schüler den Computer für ältere Menschen erklärt haben.“ Die Drews beschränken sich trotzdem auf E-Mails und den Preisvergleich im Internet. Christa Drews: „Bei Bankgeschäften wäre mir nicht wohl.“

Während für die älteren Besucher die Thematik teilweise zu kompliziert war, vermissten die jüngeren vor allem Details zum Schutz von mobilen Geräten, wie dem populären IPhone oder Android-Geräten. „Mobile Security wird immer wichtiger“, so Frank Timmermann. Dafür zeigten die Sicherheitsexperten, wie ein Headset, das vom Handy getrennt wird, zur Abhörwanze wird.

Die Wahl des richtigen Passworts

Tipps gaben Tomanek und Timmermann bei der Wahl des richtigen Passworts. „Ein sechsstelliges Passwort kann ein Hochleistungsrechner in wenigen Minuten entschlüsseln, bei acht Stellen braucht er schon 17 Tage.“ Optimal sei ein 11 Zeichen langes Passwort mit Sonderzeichen. Vor allem das E-Mail-Passwort müsse sicher sein. „Denn wer ins E-Mail-Fach kommt, bekommt die Gewalt über die komplette Existenz im Netz.“ Passwörter von Ebay, Amazon und Co. könnten dann ebenfalls leicht beschafft werden.“

„Meine Mutter fragt mich immer, wer ein Interesse daran hat, ihren E-Mail-Account zu hacken“, erzählt Stefan Tomanek. Die Kriminellen gehen aber keineswegs gezielt vor. Meist werden tausende von Benutzernamen, die vorher auf verschiedenen Wege „geerntet“ werden, nach Sicherheitslücken durchforstet. Das Motto: „Ich gebe einen Schuss ab und schaue wer umfällt.“ Panik sei aber nicht angebracht. Stefan Tomanek: „Gehen sie beim Umgang mit dem Computer und ihren Daten einfach mit Fingerspitzengefühl heran.“