Gelsenkirchen. . Nach dem Tod von drei frühgeborenen Babys in Bremen sind auch in Gelsenkirchen Eltern in Sorge. Doch hier setzen die Kliniken den Keimen strenge Hygiene und einen Datenabgleich entgegen, um Infektionsquellen schnell erkennen zu können.

Es war eine Nachricht, die besorgten Eltern den Atem stocken ließ: In einer Bremer Kinderklinik sind drei frühgeborene Babys gestorben, weil sie sich mit einem Keim infiziert hatten, der ihren kleinen Körper außer Gefecht setzte. Ähnliche Fälle hatte es im September auch schon in Siegen und im Jahr zuvor an der Mainzer Uniklinik gegeben, wo Neugeborene sich an Darmbakterien, mit denen Infusionslösungen verseucht waren, infizierten und kurz darauf starben. Das Risiko ist also allgegenwärtig, die Keime können überall und jederzeit auftreten. Doch was tun die Krankenhäuser, um lebensbedrohliche Infektionen zu verhindern?

Dr. med. Frank Niemann, Leiter der Abteilung für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin an der Kinderklinik in Buer, kann die Sorgen der Eltern gut verstehen. „Wir arbeiten hier auf der Frühgeborenenstation mit kleinen Patienten, deren Körper sich selbst noch nicht gut gegen Infektionen wehren können.

„Oberstes Gebot ist aufwändige Händehygiene"

Und oft kommt hinzu, dass die Frühgeborenen aufgrund von Vorerkrankungen oder ihrem noch nicht vollständig entwickeltem Körpersystem ohnehin schon geschwächt sind. Das macht ihre kleinen Körper natürlich zusätzlich angreifbar für Keime. Um so wichtiger ist die Krankenhaushygiene, die bei uns sehr groß geschrieben wird“, betont der Mediziner.

„Oberstes Gebot ist die aufwändige Händehygiene, denn die Keime werden meistens über direkten Hautkontakt übertragen. Deshalb desinfizieren wir uns hier mehrfach am Tag und vor und nach jedem Patientenkontakt die Hände mit speziellem Desinfektionsmittel“, sagt Dr. Niemann. Zudem werde auch bei den Gerätschaften und Beatmungsgeräten, bei der Wäsche und bei den Putzmitteln genau auf Hygiene geachtet.

Gelsenkirchener Netzwerk nimmt Vorreiterrolle ein

Und um mögliche Infektionsquellen schon im Keim zu ersticken, wird in der Klinik penibel Buch geführt, über die Entwicklung der Frühgeborenen, aber auch über auftretende Infektionen. „Es ist zwar sehr aufwändig, diese Statistik zu führen, aber so können wir im bundesweiten Vergleich mit anderen Krankenhäusern sofort erkennen, wenn unsere Werte über oder unter dem Durchschnitt liegen und gegebenenfalls schnell gegensteuern“, erklärt der Kinderarzt.

Wie sinnvoll der Datenabgleich sein kann, zeigt auch das Beispiel des Netzwerks „GEmeinsam gegen MRSA“, das 2009 auf Initiative des Gesundheitsamtes gegründet wurde und sich vor allem dem Kampf gegen den multiresistenten MRSA-Keim, gemeinhin auch „Krankenhauskeim“ genannt, verschrieben hat. „Wir tauschen uns bei regelmäßigen Treffen natürlich nicht nur über MRSA, sondern auch über andere Keime aus“, sagt Klaus Mika, Leiter des Gesundheitsamtes, der stolz darauf ist, dass Gelsenkirchen mit dem Netzwerk eine deutschlandweite Vorreiterrolle eingenommen hat.