Velbert. . Finger waschen ist gut. Im Krankenhaus aber müssen sie keimfrei sein, sonst besteht die Gefahr neuer Infektionen. Dafür warb jetzt das Klinikum Niederberg mit einem Aktionstag.
Der Mann mit dem Fünf-Finger- Button an der Brust desinfiziert sie alle, die Hände – und die Vorurteile gleich mit. Um ihn herum tragen drei Damen gelbe Kittel mit kräftigen Handabdrücken drauf. Sie sind aber keine Erzieherinnen im eigentlichen Sinne, sondern ausgebildete Krankenschwestern.
Bernhard Külpmann heißt der Herr, der den „Aktionstag Händehygiene im Klinikum Niederberg“ leitet. Als Hygienepflegefachkraft zeigt er den Bediensteten und Besuchern im Foyer, wie die Hände richtig zu desinfizieren sind sowie den Damen und Interessenten, wie die Pflege mit Creme zu handhaben ist. Die Schwestern helfen ihm dabei, auch Schwester Carola Sauer. Sie macht gerade eine zweijährige Zusatzausbildung zur Hygienefachpflegerin.
„Die Reihenfolge ist egal“
Großmutters Satz
„Dreck reinigt den Magen“, heißt es. Richtig ist, dass so einige Arten Erde Magnesium- und Aluminiumverbindungen enthalten, die die Magensäure neutralisieren. Außerdem tummeln sich viele Keime im Boden, die – falls sie verschluckt werden -- das Immunsystem sogar stärken können. Krankenhauskeime allerdings hebeln den alten Spruch aus. Die sind nämlich gefährlich – besonders dann, wenn man geschwächt ist.
Zunächst verblüffen aber die Damen und Külpmann die Menschen, die sich auf den Versuch einlassen. „Bitte, desinfizieren Sie sich die Hände“, sagt er. Neben dem Spender liegt die Anleitung in sechs Schritten, bekannt aus fast jedem Krankenhauszimmer. Sieht nicht schwer aus. „Die Reihenfolge ist egal“, fügt Külpmann noch hinzu. 30 Sekunden solle die hygienische Händedesinfektion dauern. Gesagt, getan. Dann geht es ab in die Blackbox mit den Händen. „Erschütternd“ lautet das Ergebnis. Anstelle von weiß leuchtenden Händen, so als wären sie mit Kreidepulver der Turner bestaubt, strahlen dicke hautfarbene Placken. Und das sind reihenweise Bakterien. „Allein unter einem Fingernagel“, erklärt der Fachmann, „sammeln sich 80 Millionen Keime.“
Und dessen nicht genug: „90 Prozent der Krankenhauskeime werden über die Hände übertragen.“ Deshalb mache er im Klinikum Hygienepläne und gehe über die Stationen, um aufzuklären.
„Desinfizierungen trocknen die Hände aus“, spricht der Fachmann eines der Vorurteile aus. Mitnichten ist das aber so. Der Selbsttest hat es vorgemacht: Fettgehalt von der Handoberfläche vor der Desinfizierung „0“, nach der Keimabtötung „13“ und nach dem Eincremen „36“. Das sind recht niedrige Werte. Sie belegen aber, dass die Hände nicht austrocknen. Werden die Hände vorher eingecremt, verteile die Desinfektionsflüssigkeit die Creme erneut. Verschwinden tue sie aber nicht.
Mit diesen Ergebnissen hat auch das Krankenhauspersonal nicht gerechnet. „Sowohl Ärzte als auch Pfleger hatten Aha-Erlebnisse“, berichtet die Hygienepflegefachkraft Külpmann. Auch in ihrer Routine die Hände stets zu desinfizieren machten die Mediziner und Pfleger Fehler. „Gerade im Krankenhaus kursieren extrem viele verschiedene Keime“, erklärt Bernhard Külpmann, „die bisweilen gefährlich sind.“ Deshalb mache er regelmäßige Kontrollen und Schulungen. „Jede Station hat zudem ihre eigene Hygieneschwester.“
Zu Hause allerdings, und das dürfte die Eltern freuen, sei die Desinfizierung nicht zu empfehlen. „Dreck reinigt den Magen“, das habe Külpmanns Großmutter schon gesagt. „Und außerdem sind es dort Ihre eigenen Keime.“