Gelsenkirchen. . Der Graffiti-Künstler Beni Veltum hübscht seit einer Woche die frisch sanierte Unterführung Overwegstraße mit Gebäude-Motiven der Stadt auf. Durchweg positive Resonanz bei Passanten.

Im Minutentakt bleiben Passanten stehen, schauen dem Sprayer am helllichten Tag bei der Arbeit zu. „Das ist ja wunderschön!“, sagen sie anerkennend. Oder: „Endlich mal ‘ne schöne Schmiererei!“ Seit einer Woche bringt der Graffiti-Künstler Beni Veltum Leben in die bislang graue Unterführung Overwegstraße, durch die Fußgänger und Radfahrer von der Robert-Koch-Straße in den Stadtgarten gelangen.

Nach und nach entstehen dort in Blautönen Bilder von Gebäuden, die Gelsenkirchen prägen: Musiktheater, Veltins-Arena, neues Hans-Sachs-Haus. Zehn Motive sollen es werden, acht sind bereits fertig. Einige stutzen: „Ist das von der Stadt genehmigt?“ Ist es. Und nicht nur das, Beni Veltum handelt sogar im Auftrag der Stadt (die WAZ berichtete). Der ungemütliche Tunnel, der in der Vergangenheit immer wieder mit Stiften und Spraydosen verunstaltet worden war, ist zuvor aufwändig saniert worden – in tristem Grau.

Dagegen „kämpft“ Beni Veltum bis Weihnachten mit Blau, Bleu und Weiß an. „Dadurch wirkt der Tunnel heller“, sagt er. Auch der FC Schalke 04 habe eine Rolle bei der Farbwahl gespielt. Die Flächen zwischen den für sich stehenden Motiven im Querformat füllt der Künstler später mit Schriftzügen in Graffiti-Manier. Fest stehen schon die „Füllsel“ Robert-Koch-Straße und Stadtumbau City. „Und dort werde ich das Wort ,Gelsenkirchen’ zwei Mal einarbeiten“, zeigt Veltum auf die Schräge Richtung Innenstadt. Die komplette Unterführung mit Gebäude-Motiven zu besprühen, sei nicht möglich.

Viele Passanten bleiben stehen

„Ah, die alte Post ist auch bald fertig“, sagt ein Senior im Vorbeigehen und nickt Richtung heutiges Verwaltungsgericht, um das sich Beni Veltum am Mittwoch kümmert. Er wird während seiner Arbeit regelrecht mit Lob überschüttet. Viele Passanten bleiben stehen, stellen Fragen – etwa nach dem wenig prägnanten „Ringeck“ (Weber-/Ringstraße.).

„Das historische Gebäude hat vielleicht keinen Logo-Charakter, aber es ist architektonisch schön“, sagt der Graffiti-Mann über das Eckhaus im Backstein-Expressionismus, das entfernt an das berühmte Flat Iron Building in New York erinnert. Insgesamt 50 Motive – vornehmlich aus der Altstadt und Umgebung – standen zur Auswahl. Im Übrigen sind alle Gemälde „eingenordet“ worden. Soll heißen, dass die blauen Bilder mit wenigen Ausnahmen in Richtung tatsächlicher Standort zeigen.

Bei aller Freude über die Verschönerung der Unterführung schwingt bei den Passanten auch die Befürchtung mit, dass die neue Kunst bald wieder mit hässlichen Schmierereien verschandelt wird. Beni Veltum hofft auf Respekt.