Ein Boxer mit traurigem Blick, eine dunkle Katze, der die Panik in den Augen steht, Hoppel-Hasen, die nicht direkt den Streichelreflex auslösen, auch weil sie so riesig groß sind. Beni Veltum hat die Tiere geschaffen. Mit Fotovorlage, Augenmaß und Spraykunst.

Zwei, drei Meter hoch sind einige Motive und sehr naturalistisch. Dass sie nicht allein den „Ei-Wie-Niedlich“-Effekt beschwören, hat einen Sinn. Die Kleintier-Riege („wir wollten ja nicht mit dem Zoo verwechselt werden“) bevölkert mit einem bunt schillernden Ara, weiteren Samtpfoten und auch einem XXL-Hamster die Außenwand des Tierheims an der Willy-Brandt-Allee 449. Und die Motive sollen signalisieren: hier landen Tiere in Not.

Veltum (23) hat die hellblaue, gut 50 Meter lange Wand seit Montag in Arbeit. Frisch grundiert wurde der Motivgrund, nach und nach entstanden auf gut 200 m² Fläche die Tiere, dann der Schriftzug Tierheim Gelsenkirchen. Eine Hand, eine Pfote und den Satz „Respektiert die Tiere“ hat sich der Sprayer Freitag fürs Finale aufgehoben.

Beim Tierschutzverein Gelsenkirchen, der das Heim betreibt, hofft man auf eine dauerhafte Dreifach-Wirkung. 1. verschwand die graue, unansehnliche Fassade unter frischer Farbe. 2. wird weithin für die Einrichtung geworben. 3. könnte der Anblick länger unverschmiert erhalten bleiben – wenn sich andere Sprayer an das ungeschriebene Szene-Gesetz halten und keine Zeichen auf gestaltete Flächen setzen. Darauf baut zumindest Andreas Breitkopf, der Sprecher des Vereins, der über das Jugendzentrum Tossehof den Kontakt zu Veltum anbahnte und ihm den Platz für seine Arbeit bot. Eine Vorlage, die der 23-Jährige dankend angenommen hat.

Seit zehn Jahren tummelt er sich in der Graffiti-Szene, wurde „schon als 13-Jähriger von der Polizei von der Autobahn gezogen“. Ein paar Sozialstunden musste Veltum in der Vergangenheit ableisten. So landete er im Tossehof. Die Lust, sich mit Farbe aus der Sprühdose auszudrücken, kanalisierten Familie und Förderer schließlich in legale Wege. „Graffiti, Grafik, gute Laune“ lautet nun der Dreiklang für Veltum, der seit zwei Semestern an der FH Dortmund studiert. Design natürlich. Gleichzeitig arbeitet er an Aufträgen aller Art und dem Einstieg in die Selbstständigkeit. „Beschmierter“ ist Veltums Markenzeichen, mit dem er sich etablieren möchte. „Ich zeichne generell gerne und möchte mich nach außen profilieren. Egal mit was“, sagt der 23-Jährige. Am Tierheim zählt wohl vor allem die Außenwirkung. Beni Veltum sprayt dort ehrenamtlich.