Gelsenkirchen. . Libuda, Abramczik, Farfan - die Liste erfolgreicher Schalker Spieler der Marke „Rechtsaußen“ kann beliebig fortgeführt werden. Politisch scheint das Thema dem Verein keine Probleme zu bereiten - so ein Ergebnis einer Lesung mit Autor Ronny Blaschke.

Die Fans wagten nun den Blick über den Tellerrand. Autor Ronny Blaschke präsentierte am Donnerstag auf Einladung des Schalker Fanprojekts und der Schalker Fan-Initiative sein Buch „Angriff von Rechtsaußen - wie Neonazis den Fußball missbrauchen“ .

„Für seinen Mut und seine beharrliche Recherche“, so die Jury, wurde Blaschke 2009 als Sportjournalist des Jahres geehrt. Für sein Dossier in der Zeit, hat sich Blaschke in das rechte Spektrum des Fußballclubs Lokomotive Leipzig begeben. Dem Dossier folgten Recherchen in ganz Deutschland. Der freie Journalist traf sich mit NPD-Mitgliedern, die Vereine unterwandern oder als Schiedsrichter und Trainer sogar repräsentative Funktionen übernehmen. Seine Erfahrungen hat der Autor in seinem Buch aufgeschrieben.

Vor allem junge Fans (u.a. Mitglieder der Ultras) hatten sich im Lokal „Kenkenberg“ versammelt, um die Berichte aus erster Hand zu hören. Ronny Blaschke, der früher selbst in der Kurve von Hansa Rostock stand, war (anders als angekündigt) nicht zu einer Lesung gekommen. Mit einem Powerpoint-Vortrag, in dem er die Szene kritisch beleuchtete, führende Köpfe der Bewegung zu Wort kommen ließ und Fotos von Aktionen zeigte, und einer anschließenden Diskussion traf er den Nerv der Fans.

„Im Fußball definiert man sich über Unterschiede und grenzt sich zu anderen ab“, so der Wahl-Berliner, der sein Buch in ganz Deutschland vorstellt. Dieses Freund-Feind-Schema mache den Zugang für rechtes Gedankengut einfacher. Themen wie Tradition und Heimat kämen im Fußball ohnehin gut an.

Offenrassistische Aktionen seien mittlerweile die Seltenheit. Unterschwelliger, beispielsweise über Musik, wollen die Rechten Fuß fassen. Auch das Feindbild hat sich verschoben. Blaschke: „Im Fußball hat sich eine Rangliste der Diskriminierungen entwickelt.“ Parolen gegen Homosexuelle würden von Verantwortlichen weniger stark verurteilt als die gegen Ausländer. Blaschke nennt das Beispiel Roman Weidenfeller, dem eine 6-Spiele-Sperre drohte, nachdem er Gerald Asamoah als schwarze Sau beschimpft haben soll. „Vor Gericht hat man sich auf schwule Sau geeinigt, am Ende wurden es nur drei Spiele Sperre.“ Das ist auch eine Herausforderung für die Verantwortlichen der aktiven Fanarbeit, die am Donnerstag durch Susanne Franke (Vorsitzende der Schalker Fan-Initiative) und Hendrik Jochheim (Leiter des Schalker Fanprojekts) vertreten waren. Akute Probleme, beispielsweise durch organisierte rechte Fangruppe, gebe es in Gelsenkirchen nicht.