Gelsenkirchen. . Es ist ein schönes, ein so friedliches Bild. Orang-Utan-Dame Farida (32) liegt nahezu regungslos auf dem Boden des Innen-Geheges im Tropenparadies. In ihren starken Armen, kaum zu sehen, schlummert wohlbehütet der jüngste Spross der Gruppe.
Das Baby, das nach 270 Tagen Tragzeit vor knapp einer Woche zur Welt gekommen ist, wiegt zarte 1,5 Kilogramm und ist gerade 30 Zentimeter groß. Letzten Mittwoch, am 28. September, geschah das große Ereignis, das Tierpflegerin Gina Dohrmann entdeckte. Mittags, so zwischen 12.30 und 13 Uhr. „Erstmals gesehen haben wir ihn dann eine gute Stunde später“, berichtet Tierpfleger Rico Pirl von einer tatsächlich leisen Geburt.
Der Vater ist Schubbi, kann nur Schubbi sein, keine Frage. Schließlich ist das 39-jährige Orang-Utan-Männchen der einzige Kerl in der Gruppe, die jetzt auf sechs Menschenaffen angewachsen ist. Die beiden Omas, Elsie und Kashi (beide 53), genießen derweil ihre Altersruhe in einem anderen Gehege fernab vom Trubel. „Schubbi war auch schon mal interessiert gucken, so wie alle anderen auch. Aber mehr macht er nicht. Die Aufzucht ist Faridas Aufgabe, Schubbi macht nur sein Ding“, erläutert Pirl mit einem Lächeln.
Ja, ja – die Männer.
Stolz sind sie in der Zoom Erlebniswelt. „Noch nie ist in Gelsenkirchen ein Orang-Utan-Baby zur Welt gekommen“, bestätigt Tierärztin Dr. Pia Krawinkel. „Auch nicht zu Zeiten des Ruhr-Zoos.“ Eine echte Premiere also, die die Öffentlichkeit anlockt. Journalisten drücken sich an der Scheibe die Nasen platt, um einen Blick auf Mutter und Sohn zu erhaschen, die die Ruhe weg haben. Kameras surren, die Auslöser klicken, was die Motoren hergeben. Immer wieder mischen sich Besucher unter die Gruppe: Alle wollen ihn sehen, den kleinen, neuen Star der Asien-Welt.
Einen Namen hat der Nachwuchs übrigens noch nicht. Da ist jetzt die Sparkasse Gelsenkirchen in der Pflicht, eine Entscheidung zu fällen. Sie sicherte sich als Premium-Partner der Zoom Erlebniswelt früh das Recht, einen zu finden oder vielleicht per Wettbewerb ermitteln zu lassen. „Bis es soweit ist, bekommt er wohl unterschiedliche Namen“, sagt Zoom-Sprecherin Dijana Wittmers. Tierpfleger Rico Pirl ergänzt mit einem leichten Schmunzeln: „Der eine von uns nennt ihn Schorsch, der andere King Louie.“ – Sie erinnern sich an das Dschungelbuch und den singenden Affenkönig, der so gern wie ein Mensch sein wollte? Passenderweise war der auch ein Orang-Utan, und was für ein umtriebiger!!
Nun, nach einer Woche, kehrt so langsam Alltag in die Affengruppe in der Asien-Erlebniswelt ein. „King Louie“ trinkt von Geburt an begierig an der Brust seiner erfahrenen Mutter, die mit Ogan (21) und Ziadah (9) bereits zwei Töchter aufgezogen hat. Nahrhafte Milch saugen (Farida erhält zusätzlich Stilltee und andere Nahrungsprodukte) und Schlafen sind die wichtigsten Grundsteine seines Tagesablaufs. In den ersten Wochen wird sich das Baby auch nur für die Mama interessieren und sich eng an ihren Bauch klammern. Gut 20 Tage wird das so sein, ehe das Duo gemeinsam die ersten kleineren Ausflüge im Innen-Gehege des Tropenparadieses unternehmen wird.
Die verspielten Hulman-Affen so etwas wie die WG-Partner der Orang-Utans, schauen schon interessiert, werden aber, sobald sie sich zu nah an den Kleinen heranpirschen, von der Orang-Utan-Gruppe gnadenlos abgeblockt.