Gelsenkirchen. . Zwei Museumspädagogen leisten mit Bergbaugegenständen Erinnerungsarbeit bei Senioren im AWO-Zentrum.

Hildegard Priebel hält ein Stück Kohle in der Hand. Der eigentümliche Geruch des „Schwarzen Goldes“ ist den Senioren aus dem AWO-Seniorenzentrum an der Grenzstraße in Schalke gut bekannt.

Und genau darum geht es. Hildegard Priebel und Börje Nolte sind speziell geschulte Museumspädagogin im Industriemuseum „Zeche Nachtigall“ in Witten. Sie nehmen die Bewohner mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Gegenstände wie ein Kohlestück, eine Grubenlampe oder Bergbauhammer sind mit lebhaften Erinnerungen verbunden, die beim Fühlen und Riechen wieder geweckt werden. Die Museumspädagogen bringen solche Bergbauutensilien mit in die Seniorenheime und leisten damit Erinnerungsarbeit, die nicht nur dementiell erkrankten Senioren hilft, sondern auch alle anderen Bewohner munterer macht.

Geschichten zwischen Kohlenflöz und Grubentuch

Entstanden ist das Angebot aus der Frage, wie das Industriemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) dem demografischen Wandel begegnen kann. „Jedes Museum hat einen Bildungsauftrag. Aber ältere Menschen sind oft nicht mehr so mobil. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir alle erreichen können“, sagt Börje Nolte.

Gemeinsam mit seiner Kollegin Hildegard Priebel entwickelte er das Angebot „Geschichten zwischen Kohlenflöz und Grubentuch“, mit dem die beiden Museumspädagogen seit 2009 unterschiedliche Senioreneinrichtungen besuchen.

Zum ersten Mal sind Hildegard Priebel und Börje Nolte jetzt im AWO-Seniorenzentrum. Das Angebot kommt gut an. Das zeigt sich auch, als Hildegard Priebel ein Grubenhemd zeigt. „So eins habe ich auch getragen“, wirft Willi Gedenk ein. Der 78-Jährige ist einer von 22 Senioren, die sich freiwillig für die Veranstaltung gemeldet haben. Als Fahrhauer hat er selbst Jahrzehnte lang auf der Zeche Hugo gearbeitet und kann sich noch gut an die Bergbau-Werkzeuge erinnern. Aber als Börje Nolte ihm den Abbauhammer reicht, atmet er doch einmal tief auf. „Der ist ganz schön schwer. Das bin ich gar nicht mehr gewöhnt“, sagt Willi Gedenk lachend.

"Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt..."

„So viel und so begeistert habe ich ihn noch nie reden sehen“, wundert sich Ulrike Brinkmann vom Sozialen Dienst im Seniorenzentrum. Und auch die anderen Bewohner kommen ins Gespräch. „Man merkt richtig, wie die Bewohner in dem Thema Bergbau aufgehen“, freut sie sich und ist sich sicher: „Wir sind uns alle einig, dass der Besuch der Museumspädagogen wiederholt werden muss.“

Dass die beiden Museumspädagogen Schwung in das Seniorenheim gebracht haben, wird besonders am Ende der Veranstaltung spürbar. Als Hildegard Priebel und Börje Nolte das Steigerlied anstimmen, singen sofort alle Bewohner mit und sind gar nicht mehr zu bremsen. „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt...“ schallt noch eine ganze Weile in den Räumen des Seniorenzentrums nach.