Gelsenkirchen.
In den vergangenen Jahren mussten die Organisatoren des Sommerfestes der Arbeiterwohlfahrt in Schalke Pavillons aufbauen, um die Gäste vor der Sonne zu schützen. In diesem Jahr blieben die Pavillons eingepackt. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurde das traditionelle Fest in den Saal des Begegnungszentrums an der Grenzstraße verlegt. Der Stimmung schadete der Umstand nicht. „Es wird fleißig getanzt, darauf sind unsere Besucher ganz wild“, so der AWO-Vorsitzende in Schalke, Ralf Hauk.
Mittendrin im Getümmel war am Samstag Ruth Kowalski, die das Fest bereits vor 40 Jahren organisierte. Die 91-Jährige erinnerte sich an vergangene Tage und den Wandel in ihrem Ortsverein.
Erbsensuppe und Alleinunterhalter
Schon am Mittag wurde das Fest mit einem gemeinsamen Erbsensuppenessen eröffnet. Danach sorgte ein Alleinunterhalter bei Kaffee und Kuchen für Stimmung. Mit dieser Tradition können jüngere Menschen immer weniger etwas anfangen, auch wenn das Fest gut besucht war.
„Es ist heute schwieriger, die Menschen zu begeistern, da das Angebot insgesamt sehr groß ist“, so Ruth Kowalski, die die Geschicke des AWO-Ortsvereins Schalke über 40 Jahre lang als Vorsitzende lenkte. Heute kommt sie immer noch gerne als Gast vorbei. Auch um zu schauen, was die Nachfolger auf die Beine stellen. Kowalski: „Früher war es einfacher, die Leute zusammen zu kriegen, man hat sich ja immer gegenseitig geholfen. Der Geist der Zusammengehörigkeit war größer.“
Junge Menschen schwerer für aktive Arbeit zu begeistern
Ralf Hauk, der aktuelle Ortsvereinsvorsitzende, stimmt zu und nennt ein Beispiel: „Jüngere Frauen sind heute nur schwer für eine ehrenamtliche, feste Tätigkeit zu begeistern.“ Ruth Kowalski sei damals im Alter von 40 Jahren in die aktive Arbeit eingestiegen. „Heute ist das die ganz große Ausnahme, da der Beruf und die Familie die Frauen doch sehr stark fordern“, so Hauk.
Die Menschen seien eher bereit, sich in zeitlich begrenzten Projekten zu engagieren, die die eigenen Belange betreffen. „Das große Ganze steht nicht mehr im Mittelpunkt.“ Es sei zwar schade, so Ruth Kowalski, „dass der Gedanke des Gemeinsamen bei den jungen Leuten nicht mehr so groß ist“. Die gute Laune wollte sie sich davon beim Sommerfest aber nicht verderben lassen.