Gelsenkirchen. . Wegen einer „schwerwiegenden Loyalitätsverletzung“ hat das Gesundheitszentrum Medicos dem Mediziner Dr. Boris P., der auch die Bundesligaspieler betreute, gekündigt. Vor dem Arbeitsgericht fordert der Orthopäde und Unfallchirurg nun eine Abfindung

Die Kontrahenten: Das Gesundheitszentrum medicos Auf Schalke und der Mediziner Dr. Boris P. Heiße Köpfe. Der Rechtsstreit vor dem Arbeitsgericht zeigt mitunter Parallelen zum Kampf auf einem durchpflügten Rasen in der Arena.

Dem Orthopäden und Unfallchirurgen hatte medicos zum 20. Januar 2011 fristlos gekündigt. Der 40-Jährige, der auch die Muskulatur der Schalker Bundesligakicker lockerte, wehrt sich gegen die Entlassung, streitet um eine Abfindung.

An amerikanische Wild-West-Methoden fühlt sich der erfahrene Mediziner erinnert, der seinen Arbeitsplatz nicht mehr betreten durfte. Dabei ging es nicht um die Qualität seiner Arbeit, sondern um eine „schwerwiegende Loyalitätsverletzung“. So sieht es jedenfalls der Arbeitgeber.

17 000 Euro für Aufgaben am Spielfeldrand

Der Hintergrund: medicos hatte mit Schalke 04 einen Vertrag über die Betreuung der Bundesligaspieler bei Heim- und Auswärtsspielen wie auch in der Champions League abgeschlossen. 17 000 Euro kassierte medicos monatlich für die Dienstleistung. Mit auf der Bank am Spielfeldrand saßen entweder Dr. Boris P. oder sein Vorgesetzter Dr. Meinald S. Der 60-Jährige, der als stellvertretender Direktor bei medicos arbeitete, liegt in einem weiteren Verfahren mit seinem früheren Arbeitgeber im Clinch. Ihm hatte medicos ebenfalls fristlos gekündigt.

Bei einem Gespräch, an dem auch Felix Magath teilgenommen hatte, sollte es um die weitere Zusammenarbeit zwischen medicos und Schalke 04 gehen. Beiläufig erwähnten die Mediziner, dass sie für ihre Dienste noch keinen Cent von ihrem Arbeitgeber gesehen hätten. Eigentlich gehörte die medizinische Betreuung der Profi-Fußballer gar nicht zu den Kernaufgaben der Ärzte. Doch medicos hatte im Vertrag mit Schalke vereinbart, dass die beiden Mediziner die Aufgaben am Spielfeldrand übernehmen würden. Dem Schalker Trainer schien die Methodik des offensichtlich stockenden Geldtransfers gar nicht fair. Er kündigte den Vertrag mit medicos.

Sie gingen gleichzeitig mit Magath

Die medicos-Geschäftsführung, so meinte deren Rechtsvertreter vor Gericht, habe in den beiden Medizinern die Schuldigen für die vorzeitige Kündigung gesehen. Der Vertrag sollte nach der Probezeit bis zum 30. Juni 2012 verlängert werden. Außerdem hätten sie die fehlende Zahlung gegenüber Dritten nicht erwähnen dürfen. medicos fordert auch Schadenersatz von ihren ehemaligen Beschäftigten, weil die Zahl der Patienten zurückgegangen sei. Die Berufsgenossenschaften weisen den Durchgangsärzten direkt Patienten zu. „D“-Arzt war Dr. Meinald S. Doch dem hatte medicos ja gekündigt.

Auch nach der fristlosen Kündigung saßen beide Ärzte weiter auf der Betreuerbank von Schalke 04. Denn die Mediziner hatten bei Felix Magath im Gegensatz zu dem eigentlichen Vertragspartner durch ihre Arbeit offensichtlich kräftig gepunktet. Schließlich kündigten die beiden Kläger selbst zum 28. Februar. Doch lange waren sie für Schalke nicht mehr im Einsatz. Als Magath ging, war auch ihre Arbeit beendet.