Gelsenkirchen. . Familie Maaßen aus Gelsenkirchen ist Kummer gewohnt: Immer wieder landeten in den letzten Jahren Autos und Lastwagen vor der Hauswand ihres Hauses, das an einer gefährlichen Kurve steht. Die Polizei sieht die Ecke aber nicht als “Unfallschwerpunkt“.
Familie Maaßen lebt gefährlich. Lebensgefährlich. Es war in der Nacht zum 12. August, da schlief Marion Maaßen tief und fest, als sie gegen zwei Uhr plötzlich unsanft aus ihrem Schlummer geweckt wurde. Autoreifen quietschten, dann schepperte es und gleich darauf waren aufgeregte Stimmen zu hören.
Die 53-Jährige stand auf, ging zum Schlafzimmerfenster und was sie da sah, raubte ihr schlichtweg den Atem: Der Gartenzaun niedergerissen, Pfeiler abrasiert, Blumenkübel platt gewalzt, und mitten auf der Terrasse parkte ein Auto, dessen Schnauze platt an der Hauswand klebte.
„Ich war geschockt.“ Der Fahrer des Opels hatte die scharfe Rechtskurve vor dem Haus nicht bekommen und war offensichtlich ungebremst zwischen Straßenbaum und Laterne in den Garten der Familie gerast. „Tagsüber sitzen wir genau an dieser Stelle, da wären wir garantiert tot gewesen“, ist die Gelsenkirchenerin noch heute entsetzt.
Kummer gewohnt
Dabei ist Familie Maaßen Kummer gewohnt: Immer wieder landeten in den letzten Jahren Autos und Lastwagen vor der Hauswand ihres denkmalgeschützten Gebäudes an der Virchowstraße 110, bretterten in den Gartenzaun, rasten gegen Baum oder Laterne. Und manchmal donnern die Fahrzeuge auch gegen ein Straßenschild. Auf dem steht: „Vorsicht, scharfe Kurve“.
Das Problem sind die Fahrzeuge, die von der Leithestraße aus Richtung Wattenscheid kommen und dann in Höhe der Virchowstraße nach rechts abbiegen wollen. Da die Fahrbahnführung an dieser Stelle etwa einen 90-Grad-Knick macht, bekommt so mancher Fahrer schlicht und einfach nicht die Kurve und rast weiter geradeaus – mitten hinein ins Haus der Familie Maaßen. Den letzten dicken Vorfall gab es im September 2002, als ein Lastwagen ins Haus raste, damals übrigens Auto Nr. 4. Die Stelle im Mauerwerk ist noch zu erkennen.
"Situation nicht akzeptabel"
Dennoch passieren seitdem immer wieder ähnliche Vorfälle. Christoph Maaßen (57): „Meist landen die Autos am Baum, am Straßenschild, am Gartenzaun oder an der Bordsteinkante. So mancher Fahrer flüchtet im Anschluss an seinen Unfall.“ Der aktuelle Vorfall aber schockt auch den Familienvater mehr denn je: „Hier hätte es tagsüber auch Tote geben können. Die Situation ist für mich nicht mehr akzeptabel.“
Den nun entstandenen Sachschaden (im Unfallauto wurde niemand verletzt) bezahlt zwar die Versicherung des Fahrers, die Arbeiten aber dauern, weil auch die Denkmalbehörde eingeschaltet ist. So lange herrscht Chaos im Garten: Gartenmauer, Tor, Zaun, Pflanzen, alles beschädigt. Schlimmer aber ist die Angst, dass so etwas noch einmal passiert: "Für uns besteht hier Lebensgefahr“.
Kein Unfallschwerpunkt
Dabei gäbe es eine einfache Lösung, so Christoph Maaßen: „Man könnte die Geschwindigkeit der Fahrzeuge durch Fahrbahnhuckel herabsetzen.“ Das Tempolimit beträgt 30, nach Meinung Maaßens immer noch zu viel: „Hier muss man Schritt fahren.“ Polizeisprecher Konrad Kordts bestätigt den Unfall, der aus nicht angepasster Geschwindigkeit resultiere. Ein Unfallschwerpunkt sei die Ecke aber nach Polizeierkenntnis nicht. Die Hauseigentümer haben sich auch an die Stadtverwaltung gewandt, bislang ohne Reaktion. Auf Nachfrage der WAZ hieß es dort: „Wir werden uns noch in dieser Woche vor Ort umsehen und Maßnahmen besprechen.“