Gelsenkirchen. .
Mit Fahrrad, mit Hund, mit Bikini oder Badehose, mit Decke, mit Grill und Bier, mit Kind und Kegel – die Sonnenanbeter genossen am Samstag das Kaiserwetter auf ganz unterschiedliche Arten. Endlich Sommer!
Die WAZ war auch draußen und mischte sich am Rhein-Herne-Kanal unters Freiluft-Volk. Nicht nur Einheimische haben den Kanal zu ihrem sonnigen Ausflugsziel erklärt. Aus Duisburg etwa kommen Susanne (36) und Maik (45) Bartz mit Bus und Bahn angereist. Gemeinsam mit Sohn Malte (7) genießen sie die warmen Sonnenstrahlen auf dem Wasserspielplatz neben der Doppelbogenbrücke im Nordsternpark.
Ruhe, Sonne, kühles Nass
Während die Eltern auf einem kleinen Rasenabschnitt schwitzen, vergnügt der Nachwuchs sich mit den vielen anderen kleinen Wasserratten im kühlen Nass. „Am meisten gefällt mir das Floß“, deutet Malte mit seiner leergespritzten Wasserpistole auf die schwimmende Holzkonstruktion, mit der die Kinder sich an einem Seil über das Wasser ziehen können. „Wir hatten das schon länger geplant“, sagt die Mutter über den Ausflug zum Wasserspielplatz, „aber das Wetter ist ja jetzt erst so gut.“
Sommar am Kanal
Gegenüber des Schiffanlegers am Kanal liegt ein Quartett aus Bottrop auf seinen Handtüchern. „Wir sind bei jedem schönen Wetter hier. Immer genau an dieser Stelle“, sagt Alex (20). Und warum muss es genau dieser Fleck Ufer sein? Sabrina (22) hat die Erklärung: „Hier ist es ruhig, hier ist den ganzen Tag Sonne und hier kann man in den Kanal gehen.“
Kratzeis-Zeit im Schatten
So ganz ruhig ist es dann doch nicht. Unablässig knirschen Fahrradreifen über den Kiesweg, keine drei Meter hinter den Kanal-Kumpels. Jung und Alt trampelt mal mehr, mal weniger sportlich ambitioniert den Wasserweg entlang. Zwei, die es mit ihren Drahteseln ganz ruhig angehen lassen, sind Gökhan und Emre (beide 15) aus Horst. Sie wollen „einfach nur so rumfahren“, das hatten sie sich schon unter der Woche überlegt. Und statt einer Brotzeit legen sie im Schatten eine Kratzeis-Zeit ein. Auf dicken Baumscheiben sitzend löffeln sie bei Temperaturen von 25 Grad und mehr ihr gefrorenes Wasser mit Cola-Geschmack.
Ein junger Mann mit Schlapphut lässt sich auf seiner übergroßen Luftmatratze ganz entspannt von der leichten Strömung nordöstlich treiben. Als zwei Schiffe sich auf dem Kanal begegnen, betätigen die Kapitäne die Nebelhörner.
Grilltag am Kanal
Ein Mann mit Mops erzählt seiner Familie, dass diese Gegend mal „Mallorca des kleinen Mannes“ geheißen hat. „Sag ihr, sie soll Schwimmsachen einpacken“, ruft ein Stück weiter ein Jugendlicher seinem telefonierenden Freund zu.
„Ich bin hier groß geworden. Der Kanal ist Heimat“, sagt Eva Hohmann (24) aus Essen, während ihr Bruder Hendrik (17) und drei Freunde nach einer Runde Schwimmen aus dem Wasser steigen. Ganz spontan ist die Gruppe mit dem Fahrrad losgefahren.
Eine selbst ernannte „Patchwork-Familie“ aus Rotthausen und Oberhausen hat es sich zwischen den Sutumer Brücken bequem gemacht – direkt am Wasser. Für die Verpflegung der achtköpfigen Gruppe ist Grillmeister Ralf (22) zuständig. Mit einer Dose Bier in der Hand wendet er Steaks, Spieße und Würstchen auf dem Rost. „Das ist unser erster gemeinsamer Tag am Kanal“, sagt seine Mutter Anja (43). Und gehen sie alle auch noch schwimmen an diesem Sommer-Samstag? Barbeque-Boss Ralf antwortet für die ganze Gruppe: „Ja, sicha!“