Gelsenkirchen. . Was trieb Markus K., diesen scheinbar so unauffälligen jungen Mann aus Gelsenkirchen, mit einem Messer auf zwei Polizisten los zu gehen? Auch eine knappe Woche nach dem Angriff liegt das Motiv des 21-jährigen Täters im Dunkeln.

Was trieb Markus K., diesen scheinbar so unauffälligen jungen Mann aus Gelsenkirchen, mit einem Messer auf zwei Polizisten los zu gehen? Auch eine knappe Woche nach dem Angriff, bei dem der 21-Jährige den 45-jährigen Beamten und dessen Kollegin (30) in eine Falle lockte und lebensgefährlich verletzte, ist sein Motiv unklar.


Von rechtsradikalen Tendenzen haben ehemalige Mitschüler erzählt, angeblicher Mitgliedschaft in der NPD, davon, dass K. sich gebrüstet habe mit der Teilnahme an rechten Demos. Über „Muslime, die den Staat ausnehmen“ habe er mal geschimpft und über sich selbst gesagt: „Wir funktionieren wie Marionetten, in diesem Staat haben wir keine Rechte.“

„Nach außen hin war da immer alles heile Welt“

In der Tat hat der 21-Jährige sich kurz vor der Tat auf Facebook über „Schweine“ erregt, die einen Kumpel in den „Bau“ gesteckt hätten. Während er am Tatort, nur wenige Schritte von der elterlichen Wohnung entfernt, auf die Polizisten einstach, soll er „Scheiß Sozialstaat!“ geschrien haben – allerdings auch: „Scheiß Nazis!“

Wie geht das zusammen? Auch die Wut will ja nicht passen zum Internet-Profil, in dem er sich „Egal“ nennt. Wo er Freunde hat, die ausländische Namen tragen und die sagen, er sei stets höflich gewesen und in seinen Gefühlen nie extrem. „Er war nie besonders gut gelaunt“, aber eben auch nicht schlecht. Über Probleme habe er nicht reden wollen. Die Ausbildung allerdings, die er im Herbst begonnen hatte, habe ihm überhaupt keinen Spaß gemacht.

„Am Rande des Vorstellbaren“

Ein Rätsel. Auch für seinen Anwalt, der am Krankenbett bereits ein erstes Gespräch mit dem durch fünf Schüsse aus einer Polizeiwaffe Schwerstverletzten führen konnte. Es sei „am Rande des Vorstellbaren“, sagt Burkhard Benecken aus Marl, wie jemand, der bislang nie strafrechtlich aufgefallen sei, eine solche Tat begehen könne. „Nach außen hin war da immer alles heile Welt.“

„Keine Ahnung, was in ihn gefahren ist“, sagen auch die Freunde im Stadtteil Bulmke-Hüllen, wo K. früher jeden Sonntag mit der Familie in die Kirche ging. Wo sie jetzt alle spekulieren, versuchen, sich zu erinnern: War da was komisch mit K.? Wenn etwas komisch ist, dann, dass niemandem etwas einfallen will. Kann man Schlüsse ziehen aus raspelkurzen Haaren? Aus einem Facebook-Profil, das Vorlieben benennt für Gewaltspiele, Horrorfilme, Psychothriller? Immerhin stehen daneben Rihanna und die Simpsons. Allerdings auch diese Seite: „40 Möglichkeiten, einen Polizisten zu ärgern.“ Am vergangen Dienstag ist Markus K. darüber weit hinaus gegangen.