Gelsenkirchen. . Vier Auszubildende von Gelsenwasser waren für zwei Wochen mit einem Jugendaustauschprogramm der Evangelischen Kirche von Westfalen in Israel. Während des Aufenthalts lernten sie Land und Leute kennen.
„Boker tov“ - das ist hebräisch und heißt „Guten Morgen“. So wurden die vier Auszubildenden von Gelsenwasser Lea Kleifges, Christoph Huben, Stefan Klinge und Robert Stüer Anfang Mai bis Ende Juni jeden Tag an ihrem Arbeitsplatz begrüßt. Mit sieben weiteren Auszubildenden aus Industrie und Handwerk haben sie bei einem zweiwöchigen Praktikum in Israel nicht nur Arbeits- sondern auch Lebenserfahrungen gesammelt.
Möglich machte das ein neues Jugendaustauschprogramm der Evangelischen Kirche von Westfalen, das die sozialen Kompetenzen von jungen Beschäftigten stärken soll. „Und das an einem Ort, wo politische Probleme wie in einem Brennglas zutage treten und zu dem wir angesichts der deutschen Vergangenheit auch in Zukunft ein besonderes Verhältnis haben werden“, so der westfälische Kirchenrat Gerhard Duncker.
Sicherheit ist wichtig
Bevor es für die Auszubildenden losgehen konnte, wurden sie Mitte April bei einem Seminar in Berlin auf unterschiedliche Projekte in Israel aufgeteilt und lernten ihre ersten zehn Wörter auf hebräisch, darunter auch „bitachon“ – das hebräische Wort für Sicherheit. Schon am Flughafen von Tel Aviv wurde klar, warum dieses Wort so wichtig ist. Stefan Klinge, Lea Kleifges und Christoph Huben berichten von ihren Erlebnissen in Israel. „Die haben uns da tausend Fragen gestellt, von Taschenkontrollen mal ganz abgesehen. Da wird sehr viel Wert auf Sicherheit gelegt“, sagt Stefan Klinge. Das war auch außerhalb des Flughafens nicht anders. „Überall sieht man Soldaten, junge Leute, die einem mit Maschinengewehren im Bus direkt gegenüber sitzen“, fügt Christoph Huben hinzu.
Keine Vorurteile
Einen starken Eindruck hinterließen auch die Begegnungen mit Juden aus Deutschland, die vor den Nazis geflohen sind und heute als alte Menschen in Israel leben. „Sie haben damals diesen Staat aufgebaut. Das ist schon bewundernswert“, findet Christoph Huben. „Da hatte auch keiner Vorurteile gegenüber uns Deutschen. Ganz im Gegenteil, viele haben sogar gesagt, dass wir uns nicht die Schuld für den Holocaust geben sollen“, erzählt Lea Kleifges, die genau wie Christoph Huben in einem sogenannten Elternheim, eine Art Seniorenheim, gearbeitet hat. Stefan Klinge hatte es dagegen mit der jungen Generation zu tun. Er arbeitete an einer Schule für Kinder mit Behinderungen. „Das war aber nicht wirklich Arbeit, eigentlich hat es nur Spaß gemacht“, erzählt er.
Die Herausforderung bestand eher darin, von ihrer Jugendherberge „Beit Ben Yehuda“ in Jerusalem überhaupt erst zu ihren Arbeitsplätzen in Haifa oder Tel Aviv zu finden. Bei Wegbeschreibungen wie „Nach dem Hügel, wenn’s holpert, müsst ihr aus dem Bus aussteigen“ ist das mehr als verständlich. „Aber die Israelis waren alle sehr hilfsbereit“, sagt Lea Kleifges.
Ausflüge zum Toten Meer und zur Klagemauer
Neben der Arbeit in den Projekten standen auch zahlreiche Ausflüge auf dem Programm. So wurden das Tote Meer, die Klagemauer und sogar Betlehem und eine Siedlung im Westjordanland besucht. „Dafür mussten wir auf die andere Seite der Mauer“, erzählt Lea Kleifges, und berichtet von den hohen Sicherheitsvorkehrungen am Grenzübergang. „Wir sind alle nach dem Mauerfall geboren. Wir kennen sowas nur aus Geschichtsbüchern aus der Schule“, sagt Stefan Klinge. „Hautnah haben wir den Konflikt zwischen den Israelis und den Palästinensern miterlebt. Und vor allem haben wir beide Seiten kennengelernt und können jetzt auch beide besser nachvollziehen. Das war eine besondere Erfahrung“, fasst Christoph Huben zusammen.
Die angehenden Industriekaufleute sind sich einig: „Wir würden das auf jeden Fall weiter empfehlen.“ Und vielleicht fahren die drei sogar selbst noch mal zurück. „Ich möchte nächsten Sommer noch mal hin. Israel ist ein tolles Land“, schwärmt Stefan Klinge. Also bis dahin: Lehitraot, Israel.