Seit sieben Jahren steht Manfred Scholle mit seinem Vorstandskollegen Bernhard Hörsgen an der Spitze der Gelsenwasser AG. Seit 2004, zeigt der Bilanzvergleich, kennt die Ergebnisentwicklung nur eine Richtung: aufwärts.
Entsprechend zufrieden präsentierte Scholle, der im September aus Altersgründen ausscheidet, letztmalig verantwortlich erneut einen positiven Jahresabschluss.
Das Konzernergebnis vor Steuern wurde um 13,3 Mio € (13,4 %) auf 112,9 Mio € gesteigert. Die Umsatzerlöse wuchsen um 28,9 Mio auf 702,3 Mio €. Die frohe Botschaft für die rund 2,3 Mio Verbraucher im Verbreitungsgebiet: Der Wasserpreis, so Scholle, „bleibt 2011 im sechsten Jahr in Folge stabil.“ Auch beim Gas erwartet er im laufenden Jahr keine wesentlichen Veränderungen. Zurückhaltender seine Stromprognose: „Da wird sich wohl aber auch erst 2012 was bewegen.“
Der Erfolg des Unternehmens nutzt nach Scholles Überzeugung der Region. An die öffentliche Hand, Mitarbeiter, Gesellschafter und Unternehmen flossen 2010 insgesamt 565,7 Mio €.
Erst seit 2008 mischt Gelsenwasser im Stromgeschäft mit. Beachtlich: Bis Ende 2010 entschieden sich immerhin 25 500 Kunden für Öko-Strom aus Wasserkraft von Gelsenwasser. Den Weg will Scholle konsequent weiter beschreiten. Insgesamt verzeichnete er eine Steigerung der Kundenzahlen auf den Geschäftsfeldern Strom und Gas³ um zusammen 17 000 Verträge.
Beim Wasserverkauf konnte Gelsenwasser klar zulegen. Der trockene Sommer und die Konjunktur machten sich bemerkbar. 238 Mio m³ wurden abgesetzt, 8 % mehr als 2009. Das Absatzplus „resultiert vor allem aus der um 12,9 Mio m³ gestiegenen Abgabe an die Industrie“, so Scholle. In den Haushalten stieg der Absatz um 3,6 % (2,4 Mio m³).
„Die kontinuierlichen Steigerungen konnten wir nur durch jährliche Geschäftsausweitungen erreichen“, betonte Scholle. Konzessionsverlängerungen zum Teil bis 2030 mit Städten wie Ascheberg, Menden und Drensteinfurt standen an, neue Industriekunden wurden erschlossen, das Beteiligungs-Netzwerk erweitert. Mit Stadtwerken in Oranienburg, Delitzsch oder Holzminden stehen neue Beteiligungen an. Mit Blick auf eine für 2013 nötige Entscheidung in Gelsenkirchen blieb Scholle gewohnt vage. „In jeder Stadt sind wir interessiert, gemeinsame Lösungen zu suchen. Dass wir unsere Interesse bekundet haben, steht außer Zweifel.“ Aber das Heft des Handelns liege bei der Stadt.
Auch wenn es Scholle zu früh für eine Abschiedsbilanz schien („ich habe noch unheimlich viel vor im nächsten halben Jahr“) klang seine Stellungnahme zum Thema Fracking schon etwas nach Mahnung für die Nachwelt. Halb NRW ist Erlaubnisgebiet für die Suche nach so genanntem unkonventionellem Erdgas, das in Steinschichten gebunden ist und eventuell mit Sprengungen, Chemie und großen Wassermengen gefördert werden könnte. Scholle sieht die Wasserressourcen in Gefahr. „Der gesamte Untergrund wird zerstört. Es gibt keinerlei Druck, mit derart rabiaten Methoden Erdgas zu fördern.“