Gelsenkirchen.
Es ist ein verrückter Hochsommer. Statt drückenden 30 Grad und Sonnenschein, zeigt sich der Himmel in tristem Grau und das Thermostat schwache 16,5 Grad. Es fisselt ein wenig. Regenschirm statt Badehose? Die Entscheidung sieht längst nicht bei allen gleich aus. Denn obwohl das Wetter eher deprimiert, fanden am Wochenende ein paar Hartgesottene den Weg ins Freibad. „Es sind eben Ferien - da gehört schwimmen im Freibad einfach dazu“, sagt Max (14). Gemeinsam mit seinem Vater Jürgen Wilbert (54) tobt er sich am Sprungturm im Sportparadies aus. „So schlimm ist das gar nicht“, sagt der Papa, „die Luft ist zwar kalt, wenn man rauskommt, aber die Wassertemperatur geht.“ Klar, dass das für Wilbert kein Problem ist - er ist „von Haus aus Wildwasserkajakfahrer“.
Ganz anders verhält sich da Jörg Pempe aus Bottrop. Er ist mit seinem Sohn Justin hier. Während der 14-Jährige einen Sprung nach dem anderen vorführt, steht Papa in ein Handtuch gekuschelt am Beckenrand. „Früher war ich auch so“, sagt er und grinst verlegen, „aber heute hat mich der Junior zum Schwimmen überredet, dann macht man das eben auch bei so einem Wetter mit.“
Am Sprungturm ist was los
Während am Sprungturm noch einiges los ist, herrscht an vielen Stellen der Freibadanlage gähnende Leere. Vereinsamt weht das Volleyballnetz im Wind; wo sich sonst die coolen Jungs um Basketballkörbe bekriegen, herrscht heute freie Auswahl. Auch der Imbisswagen hat geschlossen - wie die runtergelassenen Rollos scheint alles vor dem miesen Sommer zu resignieren.
Im Freibad
Die Wiesen und Liegen, die sonst zu dieser Jahreszeit überfüllt sind, sind leer und verlassen. Nur auf Dreien liegen Handtücher. Alois Weichhaus und seine Kinder haben sich hier niedergelassen. „Drinnen ist es viel zu voll, da haben wir hier die freie Auswahl genutzt“, sagt er. Doch während er draußen im 25 Grad warmen Schwimmerbecken seine Bahnen zieht, sind seine Kinder ins Innere geflüchtet. „Mir ist das da zu voll. Hier habe ich meine Ruhe und kann wach werden - ich komme nämlich gerade von der Nachtschicht“, sagt er grinsend und taucht wieder ab, um einsam seine Bahnen zu ziehen.
Beheiztes Becken ist gefragt
Einsam ist man hingegen im beheizten Becken weniger. Dicht an dicht sitzen die Grüppchen, um die sprudelnden Düsen herum. „Das ist bei so einem Wetter mit 31 Grad Wassertemperatur natürlich sehr gefragt“, weiß Schwimmmeister Patrick Thiel, „vor allem, weil die Gäste von innen nach draußen schwimmen können.“ Wer dieses wohlige Blubberwasser verlässt, sei meistens jung und wolle auf Rutschen oder zum Sprungturm. Mit „Augen zu und rein. Hier haben wir wenigstens Platz“ hört man ein Mädchen ins 22 Grad-Becken hüpfen. Zögerlich folgen ihr die zitternden Freundinnen. Lange bleiben sie nicht.
Am Sprungturm geht’s hingegen zur Sache. „Arschbomben haben was mit’m Arsch und nicht mit’n Beinen zu tun“ feuern sich die Jungs an. Auch Max springt ein ums andere Mal. Vielleicht ist es die Kälte, die ihn heute mutig macht - immerhin ist es im Wasser wärmer.