Gelsenkirchen. . Zu klassischer Musik fehlt vielen Jugendlichen der Zugang. Der städtische Musikverein setzt trotzdem bewusst auf die Förderung junger Nachwuchssänger - und erhofft sich durch den Einbau junger Stimmen eine noch stärkere Vitalität seines Chores.

Hip-Hop, Pop oder Rap lauten die heutigen Klangreize für die Jugend. Da fällt vielen der Zugang zur klassischen Musik schon schwerer. Vor allem, wenn es nicht nur ums Zuhören, sondern ums praktische Umsetzen geht.

So bekommen auch viele Chöre in der Stadt das Generationenproblem zu spüren. Es fehlt an jungen Sängern. Der städtische Musikverein, seit über 125 Jahren dem Gesang verschrieben, setzt bewusst auf die Förderung junger Nachwuchssänger und -sängerinnen.

Chorleiter Christian Jeub, gleichzeitig auch Chordirektor im Musiktheater, erhofft sich durch Einbau junger Stimmen eine noch stärkere Vitalität des Chores. Der Musikverein als kultureller Träger in der Stadt sieht seine soziale Verpflichtung generationenübergreifend. Jeub: „In Jahrzehnten hat der Verein die Chormusik mitgeprägt, ist auch Repräsentant und Botschafter des städtischen Musiklebens.“

Mehr Unterstützung vom Musiktheater gewünscht

In den letzten Jahren konnten mehr und mehr junge Sängerinnen und Sänger für den Chor gewonnen werden. Der Chorleiter ist froh, in der Volksbank eine Unterstützung gefunden zu haben, den Nachwuchs zu integrieren. So verlängerte das Bankinstitut das Stipendium für den 16-jährigen Gymnasiasten Kevin Zänker um ein weiteres Jahr bis Ende 2011. Der Schüler, der schon solistisch aufgetreten ist, wird auch bei der Vergabe des Jugendförderpreises im Bereich Sport am 5. Mai durch die Volksbank erneut auf der Bühne stehen.

Doch wie führt der Weg junger Menschen zum klassischen Gesang? Chorleiter Christian Jeub stellt sich Kooperationen mit Schulen und Unternehmen vor. Auch die heimische Wirtschaft sollte sich zur Kultur in Gelsenkirchen bekennen. Mehr Unterstützung des Musikvereins wünschte man sich auch vom Musiktheater. Das Orchester stellt seine Dienste äußerst selten für gemeinsame Konzerte zur Verfügung. Die Chöre in den anderen Trägerstädten der Neuen Philharmonie - Recklinghausen, Schwerte, Kamen und Unna - können sich regelmäßig auf die Mitwirkung des Orchesters verlassen.

Chorgesang schule soziale Kompetenz

Neben dem klassischen philharmonischen Repertoire studiert Jeub moderne Stücke ein, zu denen auch die Jugend eher einen Zugang findet. So führt der Chor demnächst Bernsteins Chichester Psalms auf. „Ein vitales Stück“, versichert Jeub, das den Esprit aus der West Side Story atme und einen bejahenden Lebensstil transportiere. Auch Spirituals und Gospels singt der Chor, der sich noch weiter verjüngen soll. Heute sind 15 der fast 70 Sängerinnen und Sänger noch keine 30 Jahre alt. Der Chorleiter lädt junge Leute ein, bei den Mittwochsproben im Musiktheater (20 Uhr) an den Werken zu schnuppern.

Für Christian Jeub ist es keine Frage, dass Chorgesang menschliche Wärme transportiert und soziale Kompetenz schult. Für die Entwicklung von Jugendlichen sieht er in dem gemeinschaftlichen Lernen eine ideale Möglichkeit, Arbeitsdisziplin zu entwickeln und sich emotional auszudrücken. Info: www.musikverein-gelsenkirchen.de oder 379448.