Gelsenkirchen. . Gleich acht Täuflinge ließen sich Sonntagmorgen im Gottesdienst in der Rotthausen von Pfarrerin Kirsten Sowa und Pfarrer Rolf Neuhaus in die Gemeinschaft der Christen aufnehmen.

Was haben Wilhelmine Auguste und Luca David gemeinsam? Zunächst haben beide zwei Vornamen. Aber da ist noch etwas: Sie wurden nämlich beide in der evangelischen Kirche an der Steeler Straße in Rotthausen getauft. Aber hier verbirgt sich auch schon der Unterschied. Denn Wilhelmine wurde 1893 getauft, Luca am gestrigen Sonntag. Wilhelmine war damals der erste Täufling in der Gemeinde, Luca war einer von vielen: Er gehörte zu den Acht, die gestern von Pfarrerin Kirsten Sowa und Pfarrer Rolf Neuhaus getauft wurden.

Positives Chaos

Als „lebendig“ beschreibt Sowa nach dem Gottesdienst die etwas andere Taufe und trifft damit das positive Chaos, das zwischenzeitig in der Kirche herrschte. Aber wie hätte es anders sein können, immerhin wurde neben den Taufen noch die Entlassung der Kindergartenkinder sowie eine Tauferinnerung gefeiert. „Anlässlich des Jahres der Taufe hielten wir es für spannend, so ein Tauferlebnis zu gestalten,“ so Sowa, „damit sind wir sehr zufrieden.“

Die Idee kam bei der Planung des Abschlussgottesdienstes für die Kindergartenkinder. Eigentlich sollte es für die Kleinen nur eine Tauferinnerung geben. Dabei stellte sich heraus, dass Luca noch gar nicht eingesegnet war. Dies sollte sich vor dem Wechsel in die Grundschule ändern. „So entstand dann die Idee, zu einem besonderen Taufereignis mit mehreren Taufen und den Erinnerungen“, so Sowa.

Aus der Doppeltaufe wurde ein Triple

Seit ihrer Gründung erhielten 24.949 Kinder und Erwachsene in der Rotthauser Gemeinde das Sakrament. Auch bei der gestrigen „Massentaufe“ waren zwei Erwachsene unter den Täuflingen. Aniko Schimmel (28) und Ines Scholz (33) haben sich für die Aufnahme in die Kirche entschieden. Sie bewog zunächst ein sehr praktischer Grund: „Ich habe meinen Sohn heute taufen lassen, da dachte ich mir, es sei Zeit dies auch zu tun“, so Schimmel.

Da sie ihre beste Freundin Ines Scholz unbedingt als Patin für Sohn Dominik (3) wollte, die aber ebenfalls noch nicht getauft war, wurde aus der persönlichen Doppeltaufe gleich ein Triple. So durfte Scholz auch als erstes den Kopf über das Taufbecken halten, bevor der Dreijährige, der das feuchte Ereignis mit „Bah, bah“ kommentierte, an der Reihe war. Die Aufgabe von Patin und Mutter wird es nun sein, ihm die Bedeutung zu erklären, wenn er etwas älter ist. „Für mich gehört die Taufe zum Leben dazu, deshalb wollte ich ihn unbedingt taufen lassen“, so Mutter Schimmel. „Es ist schön und etwas Besonderes, dass wir das zusammen erleben“, freute sich die frischgetaufte Patin.

„Ich war noch nie so aufgeregt wie heute“

So wie Aniko Schimmel sehen die Taufe längst nicht alle. Zwar werden nach Pfarrerin Kirsten Sowa die meisten als Säugling getauft, doch oft wollen Eltern ihren Kindern die Möglichkeit offen halten, sich später selbst für eine Konfession zu entscheiden. „Wenn die Eltern den Kindern Angebote machen, Kirche, egal welcher Konfession, kennenzulernen, ist das nachvollziehbar. Aber ein Kind wird sich nie für eine Taufe entscheiden, wenn es nie in einem Gottesdienst war“, sagt Sowa.

„Ich war noch nie so aufgeregt wie heute“, freut sich Aniko Schimmel. Dann ist sie weg: Fotos von der Familie machen. Anschließend wird gefeiert. Immerhin beginnt für alle nun ein neuer Lebensabschnitt.