Für die Sanierung in Rotthausen braucht die evangelische Gemeinde 280.000 €. Ohne Immobilienverkauf und Spenden geht es nicht.
Der Hagelsturm am 3. Juli 2009 hat in der Rotthauser Kirche an der Steeler Straße 48 nachhaltig gewirkt: Zerschlagene Fenster sind immer noch mit Folien abgedeckt, die Glasmaler haben langfristig Arbeit. Auch das Dach an Turm und Kirchenschiff nahm Schaden. 220 000 € wird die Beseitigung der Schäden kosten. Die Summe ist durch die Versicherung gedeckt. 12 500 € mussten schließlich im Januar in die tragenden Teile des Turmgerüsts investiert werden. Sturmtief „Daisy” hatte mit – den angedroht starken Windböen über Stärke 8 – Schwächen der Konstruktion aufgedeckt. Die Steeler Straße (Kostenpunkt: weitere 10 000 €) musste vorsorglich gesperrt, das Pfarrhaus geräumt werden. Inzwischen ist die Gefahr nach einer größeren Reparatur gebannt, die Turmhaube wieder sicher. Alles gut im evangelischen Gotteshaus? Keineswegs. Die Gemeinde sieht weiterhin Handlunsgbedarf. Und dafür wird sie wohl an ihre finanziellen Grenzen gehen müssen.
114 Jahre alt ist die evangelische Kirche. Die letzte Runderneuerung wurde 1987 abgeschlossen. Ein Gutachten zeigte 2009 deutliche Schäden auf: Feuchtigkeit dringt ein, „Mauerwerk, Fugen und Tuffsteinelemente an Turm und Kirche machen eine große Sanierung nötig”, sagt Baukirchmeister Reinhard Dörnenburg. Spröde Fugen müssen erneuert, schadhafte Steine ausgetauscht werden. „Jeder Herbst und Winter fügt dem Bauwerk weitere Schäden zu. Je länger wir warten, desto höher steigen die Kosten”, sagt Pfarrerin Kirsten Sowa, die Vorsitzende des Presbyteriums. Und damit beginnt das Dilemma. Für die Beseitigung der Sturmschäden wird ein Gerüst nötig sein. „Das ist ein großer Kostenpunkt bei jeder Baumaßnahme”, so Sowa. Aus Sicht des Presbyteriums macht deshalb eine Sanierung in einem Zug Sinn. „Wenn wir die Kirche schon einrüsten, wollen wir auch alle Arbeiten erledigen”, sagt Sowa. Knackpunkt: die Finanzierung. 280 000 € wurden dafür angesetzt. Geld, das die gut 5200 Rotthauser Gemeindeglieder eigentlich nicht haben. „Das ist für eine Gemeinde unserer Größe eigentlich eine unvorstellbare Summe. Das geht richtig ans Eingemachte”, betont Pfarrerin Sonja Timpe-Neuhaus, die Vorsitzende des Bauausschusses. Ein Rückzug in Raten und perspektivisch die Aufgabe der Kirche kamen nicht infrage. „Wir wollen im Stadtteil präsent sein mit Gemeindehaus und Kirche”, betont die Pfarrerin. Für ihren Mann, Pfarrer Rolf Neuhaus, hat das auch „mit Verlässlichkeit und Identität zu tun. Rotthausen ohne die evangelische Kirche, das ist gar nicht denkbar für die Menschen, die hier fest verwurzelt sind.”
Finanzierungswege soll nun der Verkauf von Kirchen-Immobilien öffnen. Gemeindehaus und Pfarrhäuser sind tabu. Bleiben noch drei Varianten, die derzeit geprüft werden. In Vorbereitung sind zudem die Anträge an Landeskirche, Denkmalschutz und den Vorstand des Kirchenkreises. Die Zeit drängt. Bis Mitte 2011 muss die Beseitigung der Sturmschäden abgeschlossen sein. Selbst wenn durch einen Hausverkauf Mittel fließen – „ohne Spenden geht es nicht”, steht für Pfarrer Neuhaus fest, der möglichst viele Menschen in das Projekt einbinden will. „Je breiter sich die Ideen entwickeln, desto besser.”