Gelsenkirchen. . Als der 41-jährige Ismail Akkurt bei dem Gelsenkirchener Fitnessgeräte-Hersteller “Gym 80“ mit Kollegen einen Betriebsrat gründen wollte, folgte die Kündigung. Für Robert Sadowski von der IG-Metall ist die Sache eindeutig - Akkurt war unbequem.

Fast elf Jahre hat Ismail Akkurt bei „Gym 80 International“ gearbeitet. Ausgerechnet als der 41jährige mit drei anderen Kollegen einen Betriebsrat gründen wollte, folgte die betriebsbedingte Kündigung durch den Fitnessgeräte-Hersteller.

Ein Zufall, sagt der Arbeitgeber. Für Robert Sadowski, IG-Metall-Bevollmächtigter in Gelsenkirchen, ist die Sache eindeutig. „Die haben ihn und die drei anderen Kollegen rausgeworfen, weil sie unbequem wurden.“

Nun sahen sich die vier Kläger und Arbeitgebervertreter vor dem Arbeitsgericht wieder. Für Richter Heinz Greb ging es vor allem um die Sozialauswahl bei der Kündigung. Das heißt, ob tatsächlich alle anderen Kollegen in vergleichbarer Tätigkeit als schutzwürdiger galten. Bei der Sozialauswahl müssen Arbeitgeber in erster Linie den Familienstand und die Betriebszugehörigkeit des Arbeitnehmers berücksichtigen.

"Die haben sich um die Arbeit gerissen"

Ismail Akkurt, verheiratet und Vater von zwei Kindern, hatte unter anderem im Arbeitsbereich der Vormontage einen Kollegen eingearbeitet, der heute immer noch dem Betrieb angehört. „Warum“, fragte Gewerkschaftssekretär Jörn Meiners als Rechtsvertreter des 41-Jährigen, „musste der Erfahrenere gehen? Auf 205 Arbeitsstunden kam Ismail Akkurt im November. „Die haben sich um die Arbeit gerissen“, meinte der Rechtsvertreter des Unternehmens.

Simal Yilmaz, Gym 80-Geschäftsführer, begründete die Kündigung mit Umstrukturierungen, die man in dem Betrieb vornehmen wolle. Doch die Vormontage, die unter anderem wegen mangelnder Auslastung von der Rationalisierung betroffen ist, existiert nach wie vor. In dem Unternehmen fallen überwiegend Hilfsarbeiten an, die aber speziell in dem Betrieb erlernt werden müssen.

Ismail Akkurt wurde sowohl in der Schleiferei, beim Zusammenbau der Geräte wie auch in der Lackiererei eingesetzt. Arbeit genug gab es auch für die anderen drei Kläger. Für Jörn Meiners hat die Kündigung der Vier ein Geschmäckle. Es rieche nach Willkür. Die Kläger seien vielseitig eingesetzt worden. Ausgerechnet dann habe die Firma sie nicht mehr gebraucht, als sie einen Betriebsrat gründen wollten.

Mittlerweile gibt es einen Betriebsrat

Auch bei Gewinn vor Gericht hätten die vier Kläger sicherlich mit keiner freundlichen Atmosphäre am Arbeitsplatz rechnen können. So kam es zum Vergleich. Zwei werden mit jeweils 20.000, zwei mit je 8000 Euro abgefunden.

Einen Betriebsrat gibt es mittlerweile bei Gym 80. So sitzt selbst der Controller in dem Arbeitnehmergremium. Ihn hatte das Unternehmen auch als Zeugen benannt, der Ertragsprobleme und die Notwendigkeit von Kündigungen bestätigen sollte.