Gelsenkirchen. . Gleiches Geld für gleiche Arbeit: Mit dem altgedienten Slogan eröffnet die IG Metall die nächste Runde im Kampf gegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse. In Gelsenkirchen ist ein Aktions-Frühstück geplant. “Wir müssen eine Schüppe drauflegen.“

Beim Personal habe der Aufschwung bei der Abfahrt an der A 42 in Gelsenkirchen nicht so recht die Kurve gekriegt, glaubt Robert Sadowsky, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall. Nur wenige Metallbetriebe (wie TRW Automotive und die Schalker Eisenhütte) haben Neueinstellungen vorgenommen - und zumeist Leiharbeiter verpflichtet. Eine Situation, die Sadowsky nicht befriedigt.

Die Kampagne gegen den Sozialabbau wurde 2010 von den Gewerkschaften gestartet, 2011 knüpfen Verdi, aber auch die IG Metall, nahtlos an. Warum?

Robert Sadowsky, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall in Gelsenkirchen.
Robert Sadowsky, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall in Gelsenkirchen.

Robert Sadowsky: Letzten November hatten wir die große Demo in Dortmund. Aber beim Thema Leiharbeit hat sich nichts getan. Jetzt müssen wir eine Schüppe drauflegen.

Was treibt Sie besonders an?

Sadowsky: Es darf nicht sein, dass eine Wiederbelebung der Wirtschaft bei den Beschäftigten nur in Form von prekärer, schlecht bezahlter Arbeit ankommt. Die Menschen brauchen Sicherheit, um ihr Leben planen zu können. Unter den Bedingungen von Leiharbeit ist das kaum möglich. Gehen Sie mal als Leiharbeiter zu einer Bank und versuchen Sie, einen Kredit für den Autokauf aufzunehmen.

Jetzt gibt es einen Aktionstag mit Frühstück! Hört sich betulich an.

Sadowsky: Wir nehmen das Mittel der IG Metall, das am besten greift: Eine Versammlung zur Arbeitszeit, das haben wir noch nicht so häufig gehabt. Das ist mehr als sonst üblich.

Wen soll die Aktion treffen?

Sadowsky: Die Politik fordert die Unternehmen ja geradezu auf, durch Niedriglöhne und fehlende Sicherheit die Binnennachfrage zu schwächen und schließlich auch unser Sozialsystem zu untergraben. Niedrige Löhne für Leiharbeiter drücken auf die Einkommen der Stammbelegschaft und ziehen auch niedrige Renten nach sich. Die Schuld daran trägt nicht nur das Unternehmen, das Leiharbeiter einsetzt, sondern vor allem die Politik.

Aber es gibt auch Gegenbeispiele?

Sadowsky: Positiv ist, dass der Automobilzulieferer TRW Automotive mit dem Betriebsrat eine Besser-Regelung für Leiharbeiter abgeschlossen hat, die deutlich günstigere Bedingungen enthält, als es im Gesetz vorgesehen ist. Es geht um eine bessere Bezahlung und eine Übernahmequote für Leiharbeiter, die ja zum großen Teil gerade in dem Bereich Facharbeiter sind. Ich bin froh, dass die Verhandlungen weit fortgeschritten sind. Auch der Tarifvertrag zum ,Equal pay’ in der Stahlindustrie ist ein wichtiger Schritt. Das reicht aber nicht. Wir wollen, dass gesetzliche Bedingungen verändert werden, damit für gleiche Arbeit gleiches Geld gezahlt wird.

Wie groß ist die Solidarität?

Sadowsky: Die Konkurrenzdiskussion ist in der Vergangenheit hart geführt worden. Jetzt ist die Einsicht da, dass man als Belegschaft zusammen gehört. Es findet mit dem Aufschwung kaum Personalaufbau statt. Stattdessen wird offenbar als Ziel der Umbau der Belegschaft angestrebt, indem freie Arbeitsplätze mit Leiharbeitern besetzt werden.