Gelsenkirchen. .

So unterschiedlich wie ihre Lebensläufe sind auch ihre Arbeiten: 58 Künstler zeigen jetzt ihre aktuellen Werke im Rahmen der „Jahresschau Gelsenkirchener Künstler 2011“ im Kunstmuseum an der Horster Straße.

Dabei ist der Titel eigentlich irreführend, denn in Gelsenkirchen findet die Jahresschau nur alle vier Jahre statt. „Wir möchten durch diesen längeren Zeitabstand den Künstlern die Gelegenheit geben, etwas Neues zu schaffen. Denn das Ziel dieser Jahresschau ist es ja, aktuelle Werke aus Gelsenkirchen zu präsentieren“, erklärt Reinhard Hellrung, der stellvertretende Leiter des Kunstmuseums. Sein Team hat im Vorfeld Gelsenkirchener Künstler angeschrieben und auf die Ausschreibung hingewiesen. Und der Rücklauf war erstaunlich gut: „Wir haben diesmal eine Rekordzahl von 108 Bewerbungen erreicht“, sagt Hellrung. „Dabei waren auch 33 Künstler, die wir vorher gar nicht auf dem Bildschirm hatten. Und gleich 15 von ihnen haben den Sprung in die Ausstellung geschafft.“

Who is Who der Kunstszene

Dabei galt es, strenge Kriterien zu erfüllen, was den Schwerpunkt Gelsenkirchen angeht: „Die Künstler müssen entweder hier geboren oder aufgewachsen sein. Oder derzeit hier leben und arbeiten“, erklärt Reinhard Hellrung.

Gemeinsam mit Museumsleiterin Leane Schäfer und dem Leiter des Museums Glaskasten in Marl, Dr. Karl-Heinz Brosthaus, hat Hellrung über 320 Werke gesichtet, bevor sich die Jury für 58 Künstler entschied. Die Namensliste der Auserwählten liest sich wie das „Who is Who“ der Gelsenkirchener Kunstszene: Harald Lange hat mit seiner Arbeit „Die der Erde“, einer übermalten Schullandkarte, ebenso seine typische Handschrift hinterlassen wie Jürgen Schimanek mit seinen eckenfüllenden Farbverläufen, Heinrich Jüttner mit einem farbigen Materialobjekt, Gabriele Füting-Huyeng mit Papierarbeiten, Jürgen Kramer mit einem tief melancholischen Ölgemälde und Werner Ryschawy mit einer Graphit-Zeichnung.

Bilder, Collagen und Musik

Es gibt Fotos, Videoinstallationen und Grafiken zu entdecken - und eigentlich lässt sich nur erahnen, wie viel kreatives Potenzial in dieser Stadt steckt. Ganz neu sind beispielsweise die in Aachen lebende Künstlerin Ute Köngeter mit ihrer grafischen Arbeit, der junge Hamit Aydogan mit einem Frauen-Akt und der Fotograf Ralf-Dieter Wewel mit einer Bilderserie rund um die “Route 66“ im Revier dabei. Gitta Witzke bringt den Betrachter mit ihrer riesigen Collage „Überweisen sie einfach Geld auf mein Konto“ zum Schmunzeln. Und auch der in Buer lebende Künstler Christian Nienhaus lädt zum genauen Hinschauen ein: Sein kinetisches Objekt „Wilder Saitenritt durch die Nacht“ mutet zunächst wie ein ganz gewöhnliches Automatenauto für Kinder an. Doch im Inneren verbirgt der kleine rote Flitzer echte Streich-Instrumente, die für eine ganz besondere Klangkulisse sorgen, wenn das Objekt in Bewegung versetzt wird.

Wesentlich stiller setzt Gerlinde Noll mit ihrer „Schreibtischarbeit“, einem mit Filzstift bemalten Tisch, Akzente. Und Eckhard Wesener lädt mit seinem Schwimmbad-Modell zum Sprung ins (nicht vorhandene) kalte Wasser ein. Zu sehen sind alle Werke bis zum 28. August in der Alten Villa an der Horster Straße 5-7.