Gelsenkirchen. .

Die Umstände des tödlichen Unfalls nach dem Konzert der „Big 4“ sind noch nicht klar. Ob Alkohol eine Rolle spielte, sei derzeit reine Spekulation, so die Polizei, die den Tod des 23-Jährigen aus Emden untersucht. Die Ermittler sucht deshalb dringend Zeugen.

Das Heavy-Metal-Konzert am Samstag in der Veltins-Arena endete – wie berichtet – mit einem äußerst tragischen Unfall: Ein 23 Jahre junger Mann aus Emden kam durch eine Kollision mit dem zweiten Wagen einer Vario-Straßenbahn der Bogestra zu Tode, die in Doppeltraktion eingesetzt worden waren, um die Besucher nach Konzertende möglichst zügig abzutransportieren; 57.000 Menschen waren zum „Big 4“-Konzert aus ganz Deutschland und aus einigen europäischen Nachbarländern nach Gelsenkirchen gereist.

Ein Mitarbeiter der Firma, die anschließend in der Nacht die Sicherheitsabsperrungen einsammelte, fand den Leichnam schließlich um 1.30 Uhr im Gleisbett der Linie 302, gut 30 Meter vor der Abzweigung Kurt-Schumacher-Straße / Willy-Brand-Allee in Richtung Altstadt (Hauptbahnhof).

„Der Unfallhergang selbst ist nach wie vor unklar“, teilt Polizeisprecher Guido Hesse am Montagmittag mit. „Auch hat sich trotz des Aufrufes leider noch niemand bei uns gemeldet, der als Zeuge nähere Hinweise geben konnte. Daher unsere dringende Bitte: Wer etwas gesehen hat, meldet sich beim Verkehrskommissariat unter Telefon 0209/365-6233.“

„Kollegen mussten mehrfach Betrunkene aus dem Gleisbett ziehen.“

Alkoholgenuss, so Hesse, sei bei vielen Konzertbesuchern am Samstag zum Teil massiv bemerkbar gewesen. Das hätten in der Nacht eingesetzte Beamte bestätigt. Sandra Bruns, Pressesprecherin der Bogestra, ist das von Mitarbeitern des Nahverkehrs-Unternehmens ebenfalls so berichtet worden: „Kollegen mussten mehrfach Betrunkene aus dem Gleisbett ziehen.“

Ob Alkohol auch bei dem tödlichen Unfall eine Rolle spielte, ist derzeit reine Spekulation. Die Obduktion, so die Polizei, werde erst noch durchgeführt. Bis dahin gibt es mehrere, aber eben nicht bestätigte Erklärungsansätze.

Etwa diesen: Die Straßenbahn habe vor der Rotlicht zeigenden Ampel gestanden, der Emdener wollte zwischen den Wagen über die Kupplung klettern und ist beim Anfahren der Doppeltraktionsbahn (jeder Wagen wiegt 60 Tonnen) zu Tode gekommen.

Bei DerWesten spekuliert ein Schreiber „von Lippstadt“ so: „Trunkenheit, Leichtsinn und Mutproben. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Verunglückte, da die Straßenbahn voll war, es sich zwischen den zwei zusammengekoppelten Straßenbahnen auf der Kupplung bequem gemacht hatte.“ Er sei vermutlich „abgerutscht und unter die hintere Bahn gekommen. Daher hat auch der/die Fahrer/in nichts bemerkt.“

Noch ist nicht klar, wie es zu dem Unfall gekommen ist

Mit dieser Form von S-Bahn-Surfen, sagt Sandra Bruns dazu, wie man es etwa aus Berlin kennen würde, habe man in Gelsenkirchen und bei der Bogestra überhaupt noch nichts zu tun gehabt. Im Unternehmen sei man tief entsetzt über den Todesfall, „für den wir aber eben noch keine Erklärung haben“. Von den Maßnahmen wie etwa eingezäunten Gleisanlagen halte man nicht viel. „Wie hoch sollen die Zäune sein, um die Menschen abzuhalten?“

Bei der Stadt Gelsenkirchen hält man sich mit Äußerungen sehr zurück, „weil einfach nicht klar ist, wie der Unfall passiert ist“, sagt Sprecher Oliver Schäfer. „Anschließend werden wir das ganz bestimmt diskutieren und in der Unfallkommission mit Polizei und Bogestra auch überlegen, was für die Zukunft zu tun ist.“