Gelsenkirchen. . Sie gelten als die großen Vier des Thrash-Metals: Anthrax, Megadeth, Slayer und Metallica. Jede dieser Bands erfreut einer eingeschworenen Fangemeinde. Doch alle “Big 4“ nacheinander an einem Tag live zu erleben ist für viele Fans der Wahnsinn.

Dort verwandelte die „Big 4“-Tour am Samstag die Veltins-Arena in einen Metaltempel. „Die spielen hier sonst Fußball?“, fragte ein Fan mit eindeutig bayrischem Akzent ungläubig. Ja, aber davon wollte hier niemand etwas wissen.

Statt in blau-weißer Fußballkutte gehörte die Jeansweste mit Metallica-Aufnäher oder wahlweise das schwarze T-Shirt mit buntem Bandlogo zum etablierten Dresscode.

Internationales Publikum

Die „Big 4“- Tour, die unter anderem auch Station in den USA, Italien und Schweden macht, lockte Fans aus ganz Deutschland sowie Nachbarländern wie Polen, Dänemark oder den Niederlanden ins Ruhrgebiet. Ein gesundes „Denglisch“ war somit schon in der Straßenbahn zu hören.

Doch selbst wenn sich die Sprache unterschied, die Leidenschaft für den Metalgott vereinte die Angereisten.

Flagge zeigen für die Lieblingsband

Schon früh reisten die ersten Metaller an, feierten das Erlebnis und sich selbst bereits Stunden vor dem Einlass. Zeit für ein Bier und das obligatorische Tourshirt. Trotz gutem Umsatz an den Merchandise-Ständen war die Bekleidung der Fans jedoch sehr abwechslungsreich. Jeder zeigte deutlich Flagge für seine Lieblingsband. Und die, so konnte man auf den meisten Rücken lesen, war auffällig oft Metallica.

Auch innerhalb der Arena zeigte sich ziemlich schnell, dass die „Big 4“ längst nicht alle gleich „big“ sind. Als das Spektakel um Punkt 17 Uhr mit Anthrax begann, schien der Innenraum kaum Notiz zu nehmen und auch die Ränge blieben zunächst leer. Zwar lieferte die New-Yorker Band um Sänger Joey Belladonna ein energiegeladenes Programm mit Konzertfloskeln wie „We love you all“, so wirklich wollte die Headbandfreude aber nicht ausbrechen.

Aber: Bei ihrem Konzert spielte der Fußball plötzlich wieder eine Rolle. Als nämlich der Gitarrist die Fußballneigung abfragte: „Schalke? Bayern? Dortmund?“ Noch nie haben auf Schalke so viele Menschen für den BVB, der ja immerhin deutscher Meister ist, gejubelt.

Nachdem die Rocker nach 45 Minuten ihre Show pünktlich beendeten, wurde erneut deutlich, dass sie im Endeffekt nicht mehr waren, als eine bessere Vorband.

Bei Slayer und Metallica schlagen die Metalherzen höher

Gleiches Spiel bei Megadeth. Die Lichteffekte wirkten in der taghellen Arena genauso verloren wie die schwache Stimme von Sänger und Gitarrist Dave Mustaine. „Slayer, Slayer“-Rufe machten deutlich, was die Fans wirklich wollten. So ging bei dem großen Dritten (Slayer) dann schon mehr die Post ab, die Fans zeigten sich zunehmend textsicher.

Als letztlich Mr. James Hetfield und Kumpanen zwei Stunden die Bühne rockten, war die Arena nicht mehr zu halten. Vor allem mit alten Hits bedienten die Herren die 57 000-köpfige „Metallica-Family“. Und die gab ihr Bestes. Songs wie „Master Of Puppets“ ,„Seek And Destroy“ oder „The Memory Remains“ wurden stellenweise einzig aus der Fankehle gesungen. Auch den Klassiker „Battery“ feierten die Fans ausgiebig. Zur Belohnung gab es Pyroeffekte en masse, riesige Metallica-Ballons vom Arenadach - natürlich in schwarz - und alle Mitglieder der „Big 4“ auf einer Bühne. Das Ergebnis: Piepen auf den Ohren und höher schlagendes Metalherz. Fazit eines Fans: „Was ‘ne geile Scheiße!“ Harte Worte.