Gelsenkirchen.. Tumulte im Innenraum und ein teilweise schlechter Sound: Beim „Big 4“-Metal-Festival in Gelsenkirchen gab es gravierende Fehler in der Organisation. Knackpunkt waren zu wenig Getränkestände. An ihnen bildete sich gefährliches Gedränge.
Die Organisation des Big4-Konzertes in der Gelsenkirchener Arena hat eine faden Beigeschmack hinterlassen. Im Innenraum spielten sich erschreckende Szenen vor den Getränkeständen ab. Das Personal war überfordert, kurzzeitig drohte die Situation zu eskalieren. Ein Erfahrungsbericht aus dem hinteren Innenraum.
Während die Zuschauer auf den Tribünenplätzen die Shows von Anthrax, Megadeth, Slayer und Metallica mit gutem Sound und annehmbaren Wartezeiten an den Getränkeständen genießen konnten, spielten sich im Innenraum der Arena zum Teil tumultartige Szenen ab. Der Sound war dort alles andere als gut – doch was viel schwerer wiegt: Es gab viel zu wenig Getränkestände für zu viele Durstige. Offenbar hatten die Organisatoren nicht einkalkuliert, dass die Bedürfnisse der Zuschauer bei einem mehr als sechsstündigen Ereignis anders sind als bei einem 90-minütigem Fußballspiel oder einem normalen Zwei-Stunden-Konzert. Die Menschen brauchen schlicht mehr Flüssigkeit. Dabei geht es nicht nur um Bier - doch genau das hat das Problem verursacht.
Sechs Zapfhähne für Tausende Metal-Fans
Im hinteren Bereich des geteilten Innenraumes hatte das S04-Catering drei Getränkestände aufgebaut - mit jeweils zwei Zapfhähnen, aus denen (langsam) Bier floss. Dass das nicht ausreichend sein kann für tausende Zuschauer im Innenraum, wurde schon beim Konzert von Anthrax deutlich: Langes Anstehen, um ein Getränk zu bekommen.
Die Situation verschlechterte sich im Laufe des Tages und des Abends zusehends. Zwischen den Konzerten von Megadeth und Slayer wurde der Druck vor den Getränkeständen immer größer. Weil das völlig überforderte Personal die Wünsche des Publikums nur sehr langsam erfüllen konnte, wurde die Anzahl der Menschen vor den Ständen immer größer - und vor allem im linken Innenraum-Bereich riss irgendwann der Geduldsfaden der Zuschauer. Der Druck aus den hinteren Reihen wuchs, die Menschen direkt vor den Ständen wurden zusammengepresst. Das hielten nicht alle aus. Beispiel: Eine junge Frau kollabierte und konnte von ihrem Partner nur mit äußerster Kraftanstrengung aus dem Pulk rausgezogen werden. Auch andere konnten den Druck nicht aushalten und versuchten der Enge zu entfliehen. „Das war heftig“, sagt ein Zuschauer. „Ich bin groß und kräftig, doch das Gedränge hat selbst mir Angst gemacht. Irgendwann dachte ich nur noch: Raus!“
Die Stände wackeln bedrohlich
Während um kurz vor 20 Uhr Slayer heftigen Thrash-Metal auf das Publikum loslassen, droht die Situation vor den Ständen im Innenraum zu eskalieren. Der Andrang ist mittlerweile so groß geworden, dass selbst die Sicherheitsleute eine Gefahr sehen. Durch das Gedränge drohen nicht nur Menschen eingequetscht zu werden, auch der Stand selbst wackelt bedrohlich. Rund ein Dutzend Ordner arbeitet sich durch die Menge vor den Stand - um dort das Absperrgitter einen Meter nach hinten zu versetzen. Dadurch wackelt zwar der Getränkestand nicht mehr – doch am Druck vor der Absperrung ändert sich nichts.
Alternativen gab es – aber keine Hinweise darauf
The Big 4 Fans
Unverständlich ist, warum die Organisatoren nicht auf Alternativen hingewiesen haben. Die gab es nämlich draußen vor der Halle. Dort standen mehrere Getränkestände, bei denen die Menschen deutlich schneller bedient werden konnten. Zwar gegen Bargeld und nicht mit der obligatorischen Arena-Karte, aber immerhin. Ein erneuter Eintritt in die Arena war ebenfalls möglich.
Mit Hall durchsetzter Brei
Die Big4, das war für viele Fans ein lang ersehnter Traum. Eine einmalige Gelegenheit, die vier Großen des Thrash-Metals an einem Abend und auf einer Bühne zu sehen. Keine Frage: Für die meisten Besucher, vor allem auf der Tribüne, war es ein toller Abend - aber nicht für einen großen Teil im Innenraum. Neben der desolaten Versorgungssituation ließ nämlich auch der Sound zu wünschen übrig. Während der Klang auf der Tribüne gut war, kam im hinteren Teil des Innenraums ein mit Hall durchsetzter Brei an. Zwar wurde der Sound von Band zu Band besser, war letztlich bei Metallica aber immer noch weit von einem „Gut“ entfernt. Außerdem stellt sich die Frage, warum bei so einem Konzert von der Tontechnik Abstufungen gemacht werden. Es war kein Metallica-Konzert mit drei Vorbands. Es waren die Big 4. Eine derartige Degradierung haben Anthrax und Megadeth nicht verdient.